Wollen die USA die Jesiden sich selbst überlassen?
Tausenden Jesiden soll offenbar die Flucht aus dem Sinjar-Gebirge geglückt sein. Für jene, die weiter dort verharren, sei eine Rettungsaktion «eher unwahrscheinlich».
Ein US-Militäreinsatz im Nordirak zur Rettung von Flüchtlingen ist nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums eher unwahrscheinlich. Spezialeinheiten seien zum Schluss gekommen, dass sich im Sinjar-Gebirge wesentlich weniger Menschen befänden als zunächst angenommen.
Die US-Armee hatte am Mittwoch erstmals eine Spezialeinheit in das Gebirge entsandt, um sich ein Bild von der Lage der dort festsitzenden Menschen zu machen. Nach UNO-Angaben sind 20'000 bis 30'000 Menschen vor der Jihadistengruppe Islamischer Staat (IS) ins Gebirge geflohen, besonders Mitglieder der religiösen Minderheit der Jesiden.
Nach Luftschlägen der USA sei es aber vielen gelungen, der Belagerung zu entkommen. In den vergangenen Tagen konnten demnach «Tausende Jesiden» die Bergregion verlassen. Auch seien die Verfolgten nach Abwürfen von Nahrung und Wasser durch US-Militärs besser versorgt als noch vor einigen Tagen, teilte Pentagonsprecher John Kirby am Mittwochabend (Ortszeit) mit.
Versorgung geht weiter
Vor der Gewalt der Terrormiliz Islamischer Staat sind im Nordirak auch nach den Worten von Pentagonchef Chuck Hagel weitaus weniger Zivilisten ins Sinjar-Gebirge geflohen als angenommen. Das mache eine US-Rettungsmission um einiges unwahrscheinlicher, sagte Hagel am Mittwochabend in der Nähe von Washington vor Reportern.
Nur wenige Stunden zuvor hatte die US-Regierung erklärt, sie erwäge eine Luftbrücke oder die Einrichtung von Korridoren, um die bedrohten Menschen in Sicherheit zu bringen.
Kirby sagte, eine Evakuierungsaktion sei nach den neuen Erkenntnissen infolge der Erkundungen von US-Sondereinheiten «viel weniger wahrscheinlich». Die Luftabwürfe von Nahrung und Wasser gingen aber weiter, sagte Kirby.
Bericht über Entführung
Der TV-Sender CNN zitierte einen hohen IS-Kommandeur, die Milizen hätten etwa 100 Frauen und Kinder der Jesiden aus dem Sinjar-Gebirge entführt. Die Entführten befänden sich in der Stadt Mosul im Nordirak. CNN fügte allerdings hinzu, die Behauptung lasse sich nicht durch unabhängige Quellen bestätigen.
Unterdessen setzte das US-Militär seine Luftangriffe gegen die sunnitischen Milizen fort. Eine Kampfdrohne habe am Mittwochabend einen mit Waffen ausgerüsteten Lastwagen westlich von Sinjar angegriffen und zerstört, teilten die Militärs in Tampa (Florida) mit.
Kürzlich hatte das Pentagon allerdings eingeräumt, die US-Luftangriffe hätten den IS-Vormarsch zwar verlangsamt, aber bisher nicht gestoppt. Die USA fliegen seit vergangenem Freitag wieder Angriffe im Irak.
Militärhilfe auch aus Europa
Die im Nordirak gegen die Extremisten kämpfenden Kurden sollen Militärhilfe aus Europa erhalten. Als erstes EU-Land kündigte Frankreich an, wie die USA Waffen an die Kurden zu liefern. Die deutsche Regierung schliesst inzwischen auch Waffenlieferungen nicht mehr aus. In der Koalition ist das aber hoch umstritten.
Im Irak und in Syrien sind nach Angaben der EU-Kommission inzwischen mehr als 2000 gewaltbereite Islamisten aus der Europäischen Union unterwegs. Es gebe keine spezifische Zahl für den Irak, weil etwa Kämpfer wie die der Terrormiliz IS auch im Nachbarland Syrien aktiv seien, gab das Büro von EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström bekannt.
AP/sda/chk
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