Mamablog: Erkenntnisse und neue ZieleWunderbare Wechseljahre
Unsere Autorin kommt in die Wechseljahre – und findet das ganz gut so.

Ich bin nun in diese Phase gestolpert. In die Wechseljahre. Ein Thema, worüber viel geschrieben, aber wenig gesagt wird, wie ich finde. Die körperliche Veränderung ist eine ziemlich eindeutige Sache. Die Einzimmerwohnung des weiblichen Körpers wird entrümpelt und nicht mehr zur Verfügung gestellt. Leider mit sehr langsam arbeitenden Fachkräften, die Jahre für diese Aktion brauchen. Dabei ist Menopause ein verwirrender Begriff. Schliesslich wird nicht die Pause- sondern die Stopptaste gedrückt. Immer wieder Pause machen höchstens die langsamen Arbeiter.
Irgendwas wechselt da
Was aber passiert psychisch und seelisch um die fünfzig rum im Leben einer Frau, insbesondere einer Mutter? So eindeutig wie die körperliche Veränderung, so vielschichtig und verschieden ist wohl der psychische Wandel, der zweifellos stattfindet. Eben, irgendetwas wechselt da ... auch im Kopf!
Die Wechseljahre haben einen schlechten Ruf und es wird selten positiv darüber berichtet. Man verbindet diese Zeit als hormonelle Achterbahnfahrt mit allerlei Nebenerscheinungen wie Schlaflosigkeit, Depressionen, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme, Wallungen, Schweissausbrüche, Haarausfall ... ein richtiges Schreckgespenst!
Zeit des Ankommens
Nun, ich erlebe dieses Stadium gerade als wundervolle Zeit des Ankommens. Und zwar bei mir selbst. Während sich meine Töchter gerade am Finden und auf der Suche nach sich selbst sind, weiss ich genau, wer ich bin, was ich kann, wo meine Stärken und Schwächen liegen. Ich fühle mich geerdet und stabil und erlebe eine nie da gewesene innere Gelassenheit dem Leben gegenüber. Ich fühle mich geborgen und in Frieden mit meinem «ich». Ich schätze nicht nur meine Schokoladenseiten, sondern akzeptiere auch Makel und Unvollkommenheit – etwa, dass ich einen katastrophalen Orientierungssinn habe.
Überhaupt nehme ich bezüglich Müssen und Sollen immer mehr den Fuss vom Gaspedal. Ich rücke mich und meine Bedürfnisse stärker ins Zentrum. Ja, ich erfinde mich neu! Das hört sich nun dramatisch an und ja, bei manch einer Frau in dieser Lebensphase wird das Leben gehörig umgekrempelt, den Job an den Nagel gehängt und der Mann verlassen; gottlob selten umgekehrt.
Ich verspüre einen neuen Tatendrang, mein Leben zu optimieren!
Bei manchen sind es allerdings nur Nuancen, kleine innere Weichen, die neu gestellt werden. Die Frage nach der inneren Zufriedenheit mit dem eigenen Leben steht da plötzlich ganz gross im Raum. Es ist auch eine Zeit des Infragestellens. Bewährtes möchte ich erhalten, Neuem einen Raum geben. Zeit, Entscheidungen zu treffen und eine erste Lebensbilanz zu ziehen. Für viele in diesem Alter sind entscheidende Phasen abgeschlossen – das Haus ist gebaut, die Kinder aus dem Gröbsten raus, der Berufsweg dümpelt vor sich hin, wie vielleicht auch das Eheleben.
Ich aber verspüre einen neuen Tatendrang, mein Leben zu optimieren! Möchte Neues anpacken und Routinen durchbrechen. Anders als früher, lasse ich die Dinge aber auch auf mich zukommen, statt alles steuern zu wollen.
Das Leben kann nur vorwärts gelebt werden
Kürzlich las ich von 9 Dingen, welche eine junge Frau von einer gestandenen 50-Jährigen lernen könnte. Dinge wie, sich selber zur Priorität Nummer 1 zu machen, lernen «nein» zu sagen, aufzuhören darüber nachzudenken, was andere von einem halten, sich selber nicht zu ernst zu nehmen etc. All diese Phrasen kann ich unterschreiben. Aber – es ist ein Dilemma. Denn leider gelangt man zu diesen wunderbaren Erkenntnissen nur über Erfahrungen – nicht über Ratschläge! Ich merke dies jeweils, wenn ich mit neun-mal-klugen Lebensweisheiten bei meinen Teenietöchtern antanze und ihnen das Leben erklären will.
Die schauen mich dann bedröppelt an und denken sich wohl, die Mutter hat wieder ihre fünf Minuten und echt keine Ahnung vom anstrengenden Teenieleben – und was für uns gut und wichtig ist! Wieder eine Erkenntnis mehr: Das Leben kann nur vorwärts gelebt und vor allem durchlebt werden. Es gibt keine Abkürzung! Nur so gelangt man wie ich, irgendwann bis zur Mittelstation. Und die Aussicht da oben gefällt mir. Ich versuche, den Panoramaweg einzuschlagen und werte Stolpersteine als das, was sie sind: neue Aufgaben- und Übungsfelder. Schliesslich will ich ganz nach oben, bis zum Gipfel. Die Wanderschuhe sind geschnürt!
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