Zensur auf der Lederjacke von Tom Cruise
Tom Cruise wird im neuen «Top Gun»-Film wieder seine Bomber-Jacke tragen. Zwei Flaggen fehlen allerdings. Wer dahinter steckt.

Männer, die weder Tod noch Teufel fürchten - das ist der Untertitel des amerikanischen Kultfilms «Top Gun» von 1986 mit Tom Cruise über einen jungen Kampfpiloten. Mehr als 30 Jahre später kommt nun ein zweiter Teil in die Kinos. Ganz so furchtlos scheint man in Hollywood aber nicht mehr zu sein. In der Vorschau des Films trägt der Kampfpilot seine ikonische Bomber-Jacke aus dem ersten Teil. Darauf waren damals unter anderem Aufnäher mit den Flaggen der USA, Japans und Taiwans zu sehen. Im neuen Teil sind die Flaggen der asiatischen Länder gegen Fantasieaufnäher ausgetauscht worden.
Anstelle des roten Punkts der japanischen Flagge sieht man nun ein rotes Dreieck. Die taiwanische Flagge ist gegen eine ebenfalls rote, aber mit einem schwarzen Kreis geschmückte Flagge ersetzt worden. Durch die Ähnlichkeit ist die Änderung erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Bisher haben sich die Macher bei Paramount Pictures nicht zu den Gründen für die Überarbeitung geäussert. Die Wut unter Fans ist aber gross.
Der Japan- und der Taiwan-Aufnäher von 1986 werden im neuen Film nicht vorkommen. Bilder: Screenshot, Paramount
Einer der Geldgeber ist ein chinesisches Unternehmen
Denn der Verdacht liegt nah, dass es sich nicht nur um eine schlampig nachgemachte Requisite handelt. Einer der Geldgeber des Films ist das chinesische Unternehmen Tencent Pictures. Während Hollywood unter den Rückgängen von Kinoticketverkäufen und der Konkurrenz durch Streamingdienste wie Netflix leidet, stellen chinesische Investoren Millionen für neue Filmproduktionen bereit. Doch die chinesische Grosszügigkeit hat ihren Preis. Einerseits bemühen sich die Studios mit dem Engagement von chinesischen Schauspielern und der Verlegung von Drehorten nach China um die Gunst der Zuschauer in China.
Der Kinomarkt ist beim Umsatz 2018 vor den USA auf Platz eins vorgerückt. Gleichzeitig müssen Filme den Zensoren gefallen, die jede Produktion vor dem Start abnicken. So werden die Drehbücher immer häufiger mit Blick auf Pekings rote Linien geschrieben. Der Vorwurf beim «Top Gun»-Film: Möglicherweise will man eine Kontroverse vermeiden und Peking nicht mit den Flaggen der aus Pekings Sicht abtrünnigen Insel und des Erzfeinds Japan verärgern. Auch chinesische Onlinehändler verkaufen fast nur zensierte Jacken.
Beispiele für Selbstzensur sind zahlreich
Die Beispiele für diese Art von Selbstzensur sind zahlreich. Als die Macher des Films «Pixels» 2015 Ausserirdische ein Loch in die Chinesische Mauer sprengen lassen wollten, schritten ihre Chefs bei Sony ein. Es sei «unnötig» und würde den Filmstart in China gefährden. Am Ende liess man lieber den Taj Mahal in die Luft fliegen. 2012 erschien ein Remake des Films «Die rote Flut», der die chinesische Invasion einer US-Stadt zeigt.
Nachdem das Skript geleakt wurde, kritisierten Staatsmedien, das Studio würde China dämonisieren. Daraufhin ersetzten die Macher China mit Nordkorea und änderten im Nachhinein digital alle Symbole. Kostenpunkt: eine Million Dollar. Die Comicfigur «der Älteste» von Marvel Comics wiederum war ursprünglich in den 1960er-Jahren ein Tibeter. In der Verfilmung aus 2016 ist die Figur keltisch.
Für die chinesische Regierung sind das Erfolge. Peking nutzt seine politische und wirtschaftliche Macht, um ungewollte Themen von der internationalen Agenda zu streichen. Und damit auch aus den Kinosälen.
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