Zentralrat sucht neuen Ort für Islam-Konferenz
Die World-Trade-Center-Besitzerin BVK verbietet den geplanten Anlass in ihren Räumlichkeiten.

Es wäre der vierte Anlass des Islamischen Zentralrats (IZRS) im World Trade Center in Zürich-Oerlikon geworden. Offenbar war es einer zu viel. Nachdem der «SonntagsBlick» am Wochenende gegen drei Referenten der Anfang Mai angesetzten «Longing for Peace»-Konferenz den Vorwurf erhoben hatte, sie seien radikalislamisch, fackelte die Pensionskasse des Kantons Zürich BVK nicht lange. Als Besitzerin der Liegenschaft verbot sie den Anlass. «Nach detaillierteren Abklärungen», wie sie am Montagmittag mitteilte. Nähere Informationen zu den Beweggründen wollte die BVK nicht geben. Der Firma, die für sie das World Trade Center betreibt, hat sie einen Maulkorb verpasst. Vor einem Jahr zeigte sich diese im «Tages-Anzeiger» nämlich noch zufrieden über die Zusammenarbeit mit dem IZRS: «Der Anlass ist wie abgemacht über die Bühne gegangen», sagte Eventmanager Peter Schmid.
Die BVK reagierte mit dem Verbot auf den öffentlichen Druck, den SP-Sicherheitsdirektor Mario Fehr am Sonntagabend auf Radio 1 noch verstärkte. Er kritisierte explizit Immobilienbesitzer, die Räumlichkeiten für solche Anlässe zur Verfügung stellen, und appellierte an die zivilgesellschaftliche Verantwortung. Die Absage der BVK begrüsste er denn auch ausdrücklich.
Weicht IZRS nach Bern aus?
Der IZRS zeigt sich enttäuscht über die Absage. Die Vorwürfe des «SonntagsBlick» seien «haltlos», sagt Vorstandsmitglied Qaasim Illi und fragt: «Wo bleibt da die Religionsfreiheit?» Am heftigsten kritisierte die Zeitung Mohammed al-Awadhi aus Kuwait. Er solle einen radikalen Islam predigen. Gemäss Illi handelt es sich bei al-Awadhi aber nicht um einen Prediger, sondern um einen anerkannten arabischen Intellektuellen. Der sei überdies schon 2013 an der Jahreskonferenz des IZRS in Genf aufgetreten. Die Rednerliste sei den Behörden vorgelegt worden.
Damals verhängte das Fedpol gegen einen anderen Redner eine Einreisesperre, nicht aber gegen Awadhi. Das Fedpol prüft auch jetzt wieder Einreisesperren, wie Sprecherin Lulzana Musliu bestätigt. «Die Interessen der Fernhaltung werden gegenüber den Interessen der Meinungsäusserungsfreiheit sorgfältig abgewogen», sagt sie. Man stehe mit dem Nachrichtendienst des Bundes und den Zürcher Behörden in engem Kontakt. Die Bundesanwaltschaft ermittelt seit längerem aufgrund eines Videos wegen Verdacht auf Terrorpropaganda gegen die IZRS-Führungsriege. Illi bestreitet jegliche Nähe zum sogenannten Islamischen Staat (IS). Auch dass die eingeladene Gruppe Iman aus Österreich damit etwas zu tun habe oder die kritisierte erfolgreiche Youtuberin Fynn Jamal radikal sei, stimme nicht. Die Berichterstattung sei an den Haaren herbeigezogen.
Plan B
Bezüglich Veranstaltungsort hat der Islamische Zentralrat einen «Plan B». Letztes Jahr wich er für eine Kundgebung auf die Kultarena im bernischen Kehrsatz aus. Die alte Gewerbehalle bietet Platz für 600 Personen. Ob die Konferenz da stattfinden wird, will Illi «weder bestätigen noch dementieren». Der IZRS kommuniziere in den kommenden Tagen. Der Betreiber der Lokalität war für den TA nicht zu erreichen.
Die Politik reagierte prompt auf die Berichterstattung vom Wochenende. Unter Federführung von EDU-Kantonsrat Hans Egli wurde dem Zürcher Regierungsrat eine dringliche Anfrage zugestellt. 60 Ratsmitglieder unterschrieben. «Wir wollten ein klares Signal senden», sagt Egli. Neben SVP- und EDU- hätten auch EVP- und BDP-Vertreter unterschrieben. Sie befürchten, dass der IZRS-Anlass den religiösen Frieden in der Schweiz gefährdet, und betrachten ihn als Missbrauch der Religions-, Glaubens- und Versammlungsfreiheit. «Die Vertreter des IZRS sind alles andere als friedfertige Leute», begründet Egli seine Anfrage. Obwohl man versuche, es anders zu verkaufen. Falsche Toleranz sei nicht angebracht. Ähnlich reagiert Polizist und Kantonsrat Michael Biber (FDP): «Man sollte solchen Leuten keine Plattform bieten.»
«Staat soll Gelassenheit zeigen»
Etwas anders sieht es Markus Bischoff von der AL. «Man sollte sich nicht so provozieren lassen», sagt der Kantonsrat und Rechtsanwalt. Eher sollte der Staat Gelassenheit zeigen, anstatt den Medienhype zu verstärken. Dem IZRS komme viel zu viel Beachtung zu: «Welche Legitimation zur Vertretung der Muslime hat der Zentralrat überhaupt?», fragt er. «Die Mitglieder spielen bewusst mit der Provokation, und wir steigen voll darauf ein.» Man müsse reagieren, wenn strafbare Handlungen vorlägen. Etwas zu verbieten, bringe aber gar nichts, «im Gegenteil», so Bischoff.
Der IZRS begibt sich denn auch in die Opferrolle: «Und sie grollten ihnen nur deshalb, weil sie an Allah glaubten», postet der Rat auf Facebook. Er erhält viele Likes dafür.
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