Zombies auf der Piazza Grande
«Etwas offener» soll das Filmfestival Locarno heuer werden. Und tatsächlich: Mit «L.A. Zombie» tritt ein Film mit Pornodarsteller François Sagat in der Hauptrolle im internationalen Wettbewerb an. Auch im Programm: Sieben Weltpremieren und zwei Schweizer Filme.
Das Filmfestival Locarno sieht seinen Platz unter den «Weltfestivals» bedroht. Noch aber sind die Geldquellen nicht versiegt: Der neue Direktor Olivier Père konnte am Mittwoch ein dichtes Programm im Rahmen der Vorjahre präsentieren.
«Etwas offener» wolle er das Festival gestalten, erklärte Père vor den Medien in Bern. So läuft spätabends etwa ein deutscher Zombie-Film auf der Piazza Grande. Und der Kanadier Bruce LaBruce tritt mit «L.A. Zombie», einem Film mit Pornodarsteller François Sagat in der Hauptrolle, im internationalen Wettbewerb an.
Weltpremieren
Um den Goldenen Leoparden rittern unter mindestens 18 Filmen auch zwei Schweizer Streifen: «La Petite Chambre» von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond handelt von einem störrischen alten Mann, der sich weigert ins Altersheim zu gehen. «Songs of Love and Hate» von Katalin Gödrös ist ein Familiendrama aus dem Tessin.
Stark vertreten sind dieses Jahr insbesondere die boomenden Filmnationen Rumänien und Kanada. Auf der Piazza Grande - der prestigeträchtigsten Festivalsparte - feiern sieben Filme ihre Weltpremiere, darunter zwei aus der Schweiz.
In «Hugo Kobelt - Pédaleur de Charme» spielt Manuel Löwensberg den sportlichen Titelhelden. «Sommervögel (Little Paradise)», der erste Spielfilm des renommierten Dokfilmers Paul Riniker, erzählt die Liebesgeschichte zwischen einem Knastbruder (Roeland Wiesnekker) und einer etwas sonderbaren jungen Frau (Sabine Timoteo).
Prominent besetzte Jury
Insgesamt sind am 63. Filmfestival Locarno, das vom 4. bis am 14. August dauert, 290 Filme zu sehen, darunter 50 Weltpremieren. Die Jurys sind prominent besetzt. Über die Vergabe des Goldenen Leoparden entscheiden etwa der Regisseur Lionel Baier und der französische Schauspieler Melvil Poupaud («Le temps qui reste»).
«La Lisière» mit Poupaud in der Rolle eines jungen Arztes, der in der Provinz landet, läuft als Weltpremiere in der Sparte «Cineasti del presente». Dort darf mit «Prud'hommes» von Stéphane Goël, einem Dokfilm über Vorgänge vor einem Arbeitsgericht in Lausanne, eine weitere Schweizer Produktion auf einen Preis hoffen.
Bereits bekannt war, wer die Spezialpreise des diesjährigen Festivals erhält. Die Ehrenleoparden gehen an Alain Tanner, den Altmeister aus der Romandie, sowie an Jia Zhang-ke, einen chinesischen Regisseur der mittleren Generation. Die grosse Retrospektive ist Ernst Lubitsch (1892-1947) gewidmet.
Wie weiter in Locarno?
Trotz der aussichtsreichen Affiche warnte Festivalpräsident Marco Solari auch an der diesjährigen Medienkonferenz vor dem Abstieg Locarnos aus der Liga der «Weltfestivals». In seiner zehnjährigen Amtszeit wuchs das Budget der Veranstaltung von 4 auf über 11 Millionen Franken an.
Es sei jedoch unabdingbar, dass der Bund seine Zuschüsse bald um rund 400'000 Franken erhöhe. Ansonsten drohe Locarno gegenüber anderen Filmanlässen, die immer besser dotiert seien, ins Hintertreffen zu geraten.
Der Präsident blickt derweil gespannt auf die 63. Ausgabe des Festivals. Der neue Direktor Olivier Père sei als Nachfolger des «Vulkans» Irene Bignardi und der «ruhigen Kraft» von Frédéric Maire auch für ihn noch «geheimnisvoll», erklärte Solari.
SDA/phz
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