ZSC Lions erzwingen Spiel 7Und dann stellt Hollenstein alles auf den Kopf
Die Bieler dominieren die Zürcher lange, schiessen aber die Tore nicht: So machen die ZSC Lions dank einer späten Doublette Hollensteins aus dem 0:1 ein 3:1. Die Entscheidung fällt am Montag.

Die mit 6521 Zuschauern ausverkaufte Tissot Arena war lange eine Festhütte. Der EHC Biel legte bereits nach 39 Sekunden durch Brunner vor und powerte zwei Drittel lang auf eindrückliche Weise. Es hätte bis zur zweiten Pause 3:0 oder 4:0 stehen können, ja müssen für die Seeländer. Doch immer wieder scheiterten sie am überragenden ZSC-Goalie Kovar und patzerten in Überzahl. Gleich fünfmal konnten sie Powerplay spielen, es resultierte nichts Zählbares.
Und wie besagt eine alte Fussball-Weisheit: «Wer vorne die Tore nicht macht, bekommt sie hinten.» Sie ist, wie wir nun wissen, auch aufs Eishockey übertragbar. Zwei Drittel hatten die ZSC Lions offensiv kaum stattgefunden, hatten die Bieler die Mittelzone souverän kontrolliert. Doch mit der Halbfinal-Qualifikation in Griffweite wurden die Beine der Seeländer schwerer und kamen die Zürcher plötzlich zu freien Räumen.
So lancierte Noreau in der 54. Minute mit einem cleveren Pass via Bande Hollenstein, und der zog nach innen und bezwang Schikin mit einem wuchtigen Schuss zwischen den Beinen zum 1:1. Die Bieler, die lange alles im Griff gehabt hatten, waren geschockt, und nur 98 Sekunden später legte Hollenstein nach: Andrighetto erkämpfte an der Bande den Puck von Froidevaux und spielte quer zu Hollenstein, der mit seinem Direktschuss zum 2:1 traf.
Innert Kürze hatten die ZSC Lions die Partie gedreht, in der sie lange chancenlos gewesen waren. Die Bieler drückten in der Endphase zwar nochmals auf den Ausgleich, doch Kovar liess sich nicht mehr bezwingen. Und fünf Sekunden vor der Sirene traf Schäppi noch ins verlassene Bieler Tor zum 3:1 und reckte ZSC-Coach Rikard Grönborg seine Faust in die Höhe. Die Zürcher spielten an diesem Abend auch um seinen Job, vorerst geht seine Reise mit den Lions weiter.

Sicher ist nur eines: am Montag findet im Zürcher Hallenstadion Spiel 7 um den Einzug in den Halbfinal statt. Was dann zu erwarten ist, ist in dieser unberechenbaren Serie schwer zu sagen. Die ZSC Lions waren mit einem Bein schon in den Ferien, schöpfen sie aus ihrer späten Wende nun neue Energie und Zuversicht? Wie gehen die Bieler damit um, die grosse Chance verpasst zu haben, die Serie vor eigenem Publikum abzuschliessen? Nun sind sicher einige gut gewählte Worte von Coach Antti Törmänen gefragt.
Bei den Bielern geht es sicher mehr ums Psychologische als ums Taktische. Denn wie sie gegen die ZSC Lions spielen müssen, scheinen sie herausgefunden zu haben. Sie liessen die läuferisch versierten Zürcher lange nie mit Tempo in die Offensivzone brausen und so ganz bieder aussehen. Oder so, als würden sich die Lions fast kampflos ins Saisonende fügen, so gar nicht wie Löwen. Doch eben: Als die Bieler nicht mehr mit der gleichen Konsequenz auftraten, drehte die Partie plötzlich. So wenig kann so viel ausmachen.
«Wir nehmen diesen Sieg, nun geht es am Montag weiter», sagte Matchwinner Hollenstein lapidar. «Wir wussten, wir müssen vors Tor kommen. Das gelang uns schliesslich.» Nach drei Spielen mit nur je einem erzielten Tor trafen sie diesmal dank ihres kräftigen Endspurts dreimal.
Die Zürcher wissen aber, bei wem sie sich zuerst bedanken dürfen: bei Goalie Jakub Kovar. Ohne den Tschechen, der nach dieser Saison in seine Heimat zurückkehrt, wäre es gar nicht mehr spannend geworden. Kovar hat in den letzten vier Partien 128 von 131 Schüssen gestoppt – und viele Bieler verzweifeln lassen.
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