ZSC Lions finden Nachfolger für Hartley
Der Nachfolger von Meistertrainer Bob Hartley steht fest. Marc Crawford nimmt die Vertragsofferte des ZSC Lions an.

Nachdem diverse nordamerikanische Online-Portale die Zusage des langjährigen NHL-Trainers Marc Crawford bereits als fix vermeldet hatten, bestätigte die Kommunikationsabteilung der ZSC Lions den Trainer-Transfer am Montagnachmittag offiziell. «Alle Unterschriften liegen nun vor. Wir haben mit Marc Crawford einen würdigen Nachfolger von Bob Hartley verpflichtet», erklärte CEO Peter Zahner. Mündlich geeinigt hatten sich die Zürcher mit dem Kanadier bereits letzte Woche. Als Assistent stösst Rob Cookson zu den Lions. Er gehörte während Jahren zum Stab der erfolgreichen kanadischen U20-Auswahl und arbeitete auch für die Calgary Flames.
Rund einen Monat nach dem ausserplanmässigen Abschied von Meister-Coach Bob Hartley engagierten die Lions den nächsten Stanley-Cup-Sieger. Als 35-Jähriger führte Crawford Colorado Avalanche 1996 in der ersten Saison der damals neuen Franchise zur wichtigsten Trophäe im Club-Eishockey - fünf Jahre später wiederholte Hartley den Coup mit Colorado.
Kandidat für die Canadiens
Noch ehe Hartley seinen Abgang kommunizierte, hatte die Zürcher Führung bereits eine Liste möglicher Kandidaten erstellt: Zuoberst stand der Name Crawfords. Die exzellente Erfahrung mit Hartley, der die Lions auf nahezu beispiellose Art in seiner ersten Saison zum Titel geführt hatte, bestärkte sie, erneut primär den nordamerikanischen Markt zu sondieren.
Von der möglichen Option Ralph Krueger verabschiedete sich Sportchef Edgar Salis rasch, weil mit dessen Aufstieg in Edmonton zu rechnen gewesen sei. In die Personalie Crawford kam am 4. Juni Bewegung. An jenem Abend entschieden sich die Montreal Canadiens für Michel Therrien. «Es war mir ein ausserordentliches Vergnügen, in die Jobsuche der Canadiens involviert gewesen zu sein. Ich wünsche Marc, Michel und den Gloriosen nur das Beste», twitterte er.
Wenige Tage später flogen die Lions ihren Wunschkandidaten nach Zürich ein. Crawford besuchte das Stadion, lernte die Organisation und ein paar Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen. Bei einem Treffen mit dem VR-Präsidenten Walter Frey konkretisierte sich das Interesse des ZSC. «Wir spürten, dass wir uns finden würden. Und er teilte uns mit, dass er Teams mit dem Stil von Hartley schätze», blickt Zahner zurück.
Nun soll der NHL-Saurier die brillante Arbeit Hartleys im Hallenstadion fortführen und die wieder etablierte Leistungskultur pflegen. Mit dem harten kanadischen Umgangston sind die Zürcher im Frühling optimal gefahren. CEO Zahner ist überzeugt davon, «dass er den eingeschlagenen Weg weiterführen wird. Er bewegt sich auf gleicher Augenhöhe mit Hartley und ist eine überaus starke Persönlichkeit, die dem Druck hier gewachsen sein wird.»
Crawford betrachte den Job «als Horizonterweiterung bei einem europäischen Top-Brand», so Zahner. Hartleys Erfolg in Zürich und dessen Rückkehr in die NHL sei der Marke ZSC auch im nordamerikanischen Hockey-Business zuträglich gewesen. «Für den Posten bei uns kamen mehrere ehemalige NHL-Trainer infrage. Das spricht für den ZSC.»
Anzunehmen ist, dass die Lions nach der Zusage des neuen Coachs auch ihre Situation auf den Ausländerpositionen in absehbarer Zeit klären werden. Derzeit besitzen nur Jeff Tambellini (bisher) und Ryan Shannon (Tampa Bay) gültige Verträge - die übrigen Posten sind offen. Crawford wird seine Detailkenntnisse des Free-Agent-Markts zweifellos zu Gunsten der Lions einsetzen können.
In unschöne Affäre verwickelt
Insgesamt coachte Crawford während 15 Saisons in der National Hockey League. Während 529 seiner gesamthaft 1234 NHL-Spiele als Trainer war der frühere Stürmer in Vancouver engagiert - kein anderer Coach arbeitete länger und erfolgreicher für die Canucks. Achtmal führte er eine Equipe in die Playoffs. An den Olympischen Spielen 1998 in Nagano schied er mit einer kanadischen Star-Auswahl in den Halbfinals überraschend gegen Tschechien aus.
2004 stand er während Wochen im Zentrum einer ziemlich unappetitlichen Story: Die NHL leitete gegen Crawford und seinen damaligen Spieler Todd Bertuzzi eine Untersuchung ein. Er soll den Stürmer angewiesen haben, Colorados Steve Moore mit einer hässlichen (Revanche-)Attacke niederzustrecken. Vancouver wurde gebüsst, Crawford kam straffrei davon.
Zuletzt als TV-Experte engagiert
Die letzten vier Jahre seiner bisherigen NHL-Laufbahn verliefen nicht mehr wunschgemäss. Mit den Los Angeles Kings und Dallas scheiterte er viermal in Serie schon in der Regular Season. Beide Organisationen trennten sich nach zwei Spielzeiten von ihm.
In den vergangenen zwölf Monaten pausierte Crawford als Trainer mehrheitlich - beim letzten Spengler-Cup betreute er vorübergehend das Team Canada. Als Experte des populären TV-Senders TSN verfolgte und kommentierte der Franko-Kanadier die NHL-Saison erstmals aus der Optik der Journalisten. Hartley hatte sich vor seinem Wechsel nach Europa und dem Comeback in der NHL bei Calgary ebenfalls als TV-Analyst betätigt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch