«Zu karg» – «Nein, schön übersichtlich»
Der Hardplatz und der Stauffacher wurden kürzlich neu gestaltet. Der eine Platz kommt bei der Zürcher Bevölkerung besser an als der andere.
Montag, 7.30 Uhr, Stauffacher: Eine Frau hat einen lilafarbenen Saft in der einen, ein Handy in der anderen Hand. Sie weicht anderen Passanten aus. Freitag, 13.55 Uhr, Hardplatz: Ein Mann isst ein Sandwich, entsorgt die Verpackung und läuft weg.
Experten der Hochschule Luzern haben im Auftrag des städtischen Tiefbauamts die beiden umgebauten Plätze beobachtet und Passanten befragt. Weshalb halten sie sich dort auf? Wann? Und wie lange? Das Resultat: Sowohl der Hardplatz als auch der Stauffacher werden positiv bewertet. 83 Prozent der Befragten haben am Hardplatz nichts zu bemängeln. Sie schätzen die Unaufgeregtheit. Gar 93 Prozent äussern sich positiv zum Stauffacher. Die Sitzbänke bei der St. Jakobskirche und der Witterungsschutz der neuen Tramhaltestelle gefallen.
55'000 Menschen kommen gut aneinander vorbei
Das Tiefbauamt untersucht jedes Jahr zwei umgebaute Plätze, um sie bei Bedarf optimieren zu können. Die Bauarbeiten für die barrierefreie Umgestaltung der Tramhaltestelle am Stauffacher starteten im Mai 2017 und dauerten sechs Monate. Neben der Verlegung der Haltestelle des 8er-Trams wurde auch der Vorplatz der Kirche umgebaut. Die Grünfläche ist grösser, dazu wurden eine Sitzmauer und Bauminseln gestaltet.
Den Platz – für gut 22 Millionen renoviert und vom Tages Anzeiger als «arktisch kalt in der Gestaltung» bezeichnet – goutieren die Befragten laut Studie. Obwohl hier täglich 55'000 Menschen ein- und aussteigen, komme es kaum zu Konflikten. Menschen aus allen Millieus halten hier inne, picknicken auch mal bis in die späten Abendstunden. Dies, obwohl der Stauffacher eigentlich gar kein richtiger Platz ist, sondern nur ein Abschnitt der Badenerstrasse. Was kritisiert wird, sind fehlende Bäume, Unübersichtlichkeit und störende Werbeaktionen.
Kaum jemand verweilt auf dem Hardplatz
Auch beim Hardplatz war das 8er-Tram für die Neugestaltung verantwortlich. Seit Dezember ist hier keine Tramendschlaufe mehr, sondern eine Haltestelle. Das Tram fährt vom Kreis 4 über die Hardbrücke nach Zürich-West. Die Studie des Tiefbauamts zeigt, dass die meisten Leute am Hardplatz nur umsteigen. Kaum jemand verweilt. Die mit Bäumen und Bänken gestalteten Aufenthaltsbereiche werden kaum genutzt.
Wie der neue Hardplatz auch noch aussehen könnte: Die Visualisierung des österreichischen Fotografen Conrad Amber.
Trotzdem nehmen die Passanten den Platz als entspanntes Gegenstück zur lauten Hardbrücke wahr und loben die Weitläufigkeit. Was einige als übersichtlich taxieren, finden andere karg. Zu wenige Bäume und Schatten gebe es auf dem Hardplatz. Das Tiefbauamt geht davon aus, dass sich diese Wahrnehmung mit dem Heranwachsen der Bäume verbessert. Auch werden mehr Leute den Hardplatz frequentieren: wegen des neuen Polizei- und Justizzentrums und der umgenutzten SBB-Werkstätten.
Dass die Erhebungen des Tiefbauamts einen Einfluss auf die Gestaltung haben können, zeigt derweil der Münsterhof. 2017 wurde der Platz nach dem Umbau untersucht. Die Befragten kritisierten damals das mangelnde Grün. Erst kürzlich hat Stadtrat Richard Wolff (AL) nun zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, um über die Bepflanzung zu diskutieren.
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