Zu riskant: Bund verbietet Ju-Air kommerzielle Flüge
Die Oldtimer-Airline darf keine Rundflüge mehr für zahlende Passagiere anbieten. Eine Hintertür bleibt aber offen.
Die Ju-Air darf nicht mehr mit zahlenden Passagieren abheben. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) entzieht der Oldtimer-Airline die Genehmigung für kommerzielle Rundflüge. Für ihre Vereinsmitglieder könne sie aber weiter Flüge anbieten, schreibt das Bazl.
Nach dem Unfall der Ju-Air-Maschine im August 2018 habe man die Risiken von Passagierflügen mit Oldtimern neu beurteilt. Ein kommerzieller Weiterbetrieb erfülle die heutigen Sicherheitsanforderungen nicht mehr. Der Entscheid werde auch durch Fakten aus der laufenden Unfalluntersuchung durch die Sust gestützt.
Maschinen bleiben am Boden
Vorläufig bleiben die zwei Oldtimer des Typs Junkers Ju-52 am Boden. Diverse vom Bazl geforderte technische Massnahmen wurden noch nicht umgesetzt. Noch liessen sich keine Aussagen über den Zeitpunkt der Wiederaufnahme des Flugbetriebes machen.
Mit einer Vereinslösung sollen im privaten Rahmen dennoch Rundflüge möglich sein. Die Passagiere müssen aber seit mindestens 30 Tagen Vereinsmitglieder sein. Zudem müssen sie über die höheren Risiken aufgeklärt werden, die bei historischen Flugzeugen im Vergleich zu modernen Passagierflugzeugen bestehen.
Ju-Air will weiterfliegen
Auf den Flugbetrieb der Ju-Air habe die neue Regelung «kaum relevante Auswirkungen», schreibt der Verein in einer Medienmitteilung. Bereits heute seien fast 100 Prozent der Passagiere in der Schweiz Vereinsmitglieder. Für die Ju-Air geniesse die Sicherheit des künftigen Flugbetriebs oberste Priorität. Sobald die neuen Regelungen des Bazl im Detail vorlägen, werde man sie prüfen und dann sofort an die Umsetzung gehen.
Im Übrigen gebe es nach wie vor keine Hinweise darauf, dass eine technische Ursache zum Absturz der HB-HOT im August 2018 geführt hätte. Ausserdem kündigte die Ju-Air die komplette Restaurierung ihrer historischen Junkers JU-52 an: «Die heute 70 und 80 Jahre alten Flugzeuge werden komplett demontiert und grundüberholt.»
Im Sommer 2019 sei vorgesehen, nur ein Flugzeug, die HB-HOS, einzusetzen. Dieses sei zusätzlich zur Jahreswartung auch einer umfassenden Korrosionsuntersuchung unterzogen worden. Ein auf Materialprüfung spezialisiertes Institut habe zusätzlich sämtliche Verbindungspunkte innerhalb der Flügel durchleuchtet. Die Analysen der Untersuchungen durch die Ju-Air und unabhängige, externe Experten stünden kurz vor dem Abschluss. Sie hätten bisher keine Hinweise auf sicherheitsrelevante Mängel ergeben.
Sofern keine solchen Mängel auftauchten, werde die Ju-Air beim Bazl ein Gesuch für den Flugbetrieb 2019 einreichen. Durch die Verzögerungen bei den Untersuchungen könne die Aufnahme des Flugbetriebs der HB-HOS aber nicht vor Ende Mai erfolgen.
Strukturelle Schäden
Eine Untersuchung des Wracks der am 4. August 2018 am Pitz Segnas abgestürzten Ju-52, in der 20 Menschen starben, hatte im November schwerwiegende strukturelle Schäden im Bereich der Flügelholme ergeben.
Bei den Schäden handelte es sich um Risse und Korrosion am sogenannten Hauptholm, dem tragenden Element des Flugzeugflügels, und an weiteren Teilen des Flugzeugs. Sie stehen aber nach heutigem Kenntnisstand in keinem Zusammenhang mit dem Absturz vom 4. August.
Um sicherzustellen, dass weitere Maschinen der Ju-Air die Schäden nicht aufweisen, durften diese nicht mehr geflogen werden. Die Airline teilte damals mit, dass ihre Flugzeuge bis im Frühling 2019 einer eingehenden Kontrolle und Wartung unterzogen würden.
Maschinen werden generalüberholt
Die Ju-Air habe die zusätzliche Untersuchungszeit dazu genutzt, die Generalüberholung der HB-HOS zu beginnen. Bis zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs werde sie eine neue elektrische Verkabelung, ein überarbeitetes Cockpit, ein erneuertes Treibstoffsystem und eine neue Kabine erhalten. Im Jahr 2020 werde die Maschine dann in ihre Baugruppen zerlegt und die Flügel würden bei einem Spezialunternehmen generalüberholt.
Bei der Schwestermaschine HB-HOP werde dieses Prozedere bereits in diesem Sommer durchgeführt; sie sei schon im vergangenen November demontiert worden. Bis in einem Jahr werde sie wieder einsatztauglich sein und den Flugbetrieb 2020 sicherstellen. Die zehn Jahre jüngere HB-HOY, ein Casa-Lizenzbau aus dem Jahr 1949, bleibe bis auf weiteres in Mönchengladbach (D) ausgestellt und werde vorerst nicht geflogen. Vertragliche Vereinbarungen liessen einen Abzug der jüngsten Maschine der Ju-Air im Moment nicht zu.
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