Zu wenige Trams: VBZ stellen eine Linie ein
Die Verkehrsbetriebe müssen kurzfristig den Fahrplan umstellen. Auf einer Linie gibt es nur noch einen 15-Minuten-Takt.

Die VBZ leiden unter einem akuten Trammangel, weil das neue Flexity-Tram nach wie vor auf sich warten lässt. Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, müssen die VBZ deshalb diverse Massnahmen ergreifen, bis die neuen Tramkompositionen ausgeliefert werden, wie die Verkehrsbetriebe heute Montag mitteilen. Er habe sich nicht in seinen schlimmsten Träumen ausgemalt, dass es so lange dauere, bis die ersten neuen Trams ausgeliefert würden, sagte VBZ-Direktor Guido Schoch vor den Medien.
Am einschneidensten ist die vorübergehende Einstellung der Linie 17 per 25. November. Durch diese Massnahme werden ganze Tramkompositionen frei, die auf anderen Linien eingesetzt werden können. Die Strecke zwischen Albisgüetli und Werdhölzli wird neu von den beiden Linien 6 und 10 abgedeckt. Die Linie 6 wird ab Central neu bis Werdhölzli verlängert. Mit der neuen Linienführung verschiebt sich auch die Haltestelle des 6er-Trams. Es verkehrt nicht mehr von der Bahnhofstrasse, sondern vom Bahnhofquai.
Die Trams der Linie 10 verkehren neu von Montag bis Samstag bis 20 Uhr bis Bahnhof Enge, in der übrigen Zeit bis Albisgüetli. Damit ersetzt das Tram Nummer 10 die Linie 6 auf der Bahnhofstrasse. Die Tramhaltestelle verschiebt sich so vom Bahnhofplatz an die Bahnhofstrasse.

Einen massive Kapazitätsreduktion planen die VBZ auf der Linie 15. Sie reduzieren den Takt von Montag bis Samstag generell auf 15 Minuten. Dieser Takt galt bisher nur in Randzeiten, während der Stosszeiten verkehrten die Trams auf der Linie alle siebeneinhalb Minuten, dazwischen alle 10 Minuten. Sonntags wird tagsüber der 10-Minuten-Takt beibehalten, zu Randzeiten gilt auch hier der 15-Minuten-Takt.
Mirages auf der Linie 13
Verschärft wird der Mangel derzeit durch die Jahreszeit und Unfälle: Denn die Tramkompositionen sind im Winterhalbjahr stärker ausgelastet und mehrere Tramwagen können derzeit wegen Kollisionsschäden und umfassenden Instandhaltungsarbeiten nicht eingesetzt werden. FDP-Stadtrat Michael Baumer, Vorsteher der Industriellen Betriebe, war es denn auch leid, andauernd irgendwelche Anpassungen auf Linien zu kommunizieren und plädierte für eine stabile Lösung bis zur Einführung der neuen Trams. VBZ-Direktor Schoch sagt: «Das Angebot wird etwas kleiner, aber zuverlässiger.»
Deswegen wird auch das Angebot auf der Linie 13 altmodischer und hochfluriger. Die VBZ setzen die beiden alten Mirage-Kompositionen, die bisher auf den Linien 8 und 17 unterwegs waren, zwischen Albisgüetli und Frankental ein.

Auf der Linie 12 werden neu auch Trams des Typs Tram 2000 fahren, solche mit so genannten Sänften. Damit bleibt die Strecke zwischen Flughafen und Bahnhof Stettbach niederflurig.
Auf der Tramlinie 8 sollen wieder mehr Niederflurtrams eingesetzt werden. Jede zweite Komposition soll eine des Typs Tram 2000 mit Sänften sein.
Die VBZ haben damit ihren Entscheid von Mitte September rückgängig gemacht. Damals kündigten sie an, dass auf der 8er-Linie bis auf weiteres keine Niederflurtrams mehr im Einsatz stehen würden. Das Ziel der Stadt ist eigentlich, dass jedes zweite Tram auf jeder Strecke barrierefrei zugänglich ist.
Protest gegen Massnahmen beim 8er
Die VBZ begründeten den Schritt damals damit, dass der 8er während den Stosszeiten die zweitniedrigste Auslastung aufweise und es viele Alternativrouten gebe. Doch besonders für Menschen mit eingeschränkter Mobilität war dieser Entscheid unverständlich. Am Tag danach demonstrierten körperliche Behinderte gemeinsam mit Sympathisanten dagegen. Sie blockierten an der Station Bäckeranlage den Verkehr für kurze Zeit.
Der Trammangel akzentuiert sich beim 8er schon länger. Kaum rollten die Trams erstmals über die Hardbrücke, kämpften die Verkehrsbetriebe mit Verspätungen auf der Linie. Ein Grund war unter anderem eine Baustelle im Bereich der Hohlstrasse. Mit mehr Trams hätten die VBZ an den Wendeschleifen öfters pünktlicher starten und so die Verspätungen etwas abfedern können. Der Tramengpass verunmöglichte dies allerdings.
Die Verspätungen setzten auch den Trampilotinnen und -piloten zu. Damit die Chauffeure kurze Pausen einlegen konnten, wurde vorübergehend ein Boxenstopp-Regime beim Escher-Wyss-Platz geschaffen. Die Fahrerinnen und Fahrer konnten bei der VBZ-Leitstelle per Funk anmelden, dass sie eine kurze Pause brauchten, ein Ersatzchauffeur fuhr dann das Tram zur Wendeschlaufe Hardturm und wieder zurück. Während dieser kurzen Zeit kann der Hauptchauffeur Pause machen.
Diverse Alternativen geprüft
Die VBZ haben vor dem Entscheid der Linienanpassungen auch diverse Alternativen geprüft. Ideal wären Ersatzfahrzeuge von anderen Verkehrsbetrieben gewesen. Da aber landes- und europaweit nur wenige Trams auf Meterspur unterwegs sind, ist die Auswahl klein. Die Baselland Transport AG hätte gemäss Stadtrat Baumer zwar gerne mit alten Trams ausgeholfen, aber die Wagen sind zu nieder für die Zürcher Haltekanten.
Historische Fahrzeuge und Wagen der Forchbahn sind ebenso nicht kompatibel mit den Haltekanten. Und schliesslich verwarfen die VBZ auch die Idee eines Busersatzes, weil damit die Kapazität um die Hälfte verringert würde und diverse Haltestellen nicht angefahren werden könnten.
Bis sich der Tramverkehr in Zürich wieder normalisiert, dauert es noch eine Weile: Die VBZ rechnen erst auf das Fahrplanjahr 2021 damit. Derzeit wird das erste für die VBZ gebaute Flexity-Tram auf der Teststrecke des Bombardier-Werkes in Wien geprüft. Am 15. Novemberwird es dann auf dem Zürcher Schienennetz getestet, im kommenden Sommer soll der erste Wagen in Betrieb genommen werden.
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