
Wir sind am Strand, Mädchen und Buben tollen im Wasser herum. Die nassen Schuluniformen kleben an den Mädchenkörpern, wir erkennen die Umrisse ihrer Hüften und Brüste. Später sagt Lale, die junge Erzählerin und eine der fünf Protagonistinnen von «Mustang»: «Erst waren wir frei, danach war alles nur noch Scheisse.» Das Drama aus der Türkei erzählt, wie das unschuldige Spiel am Strand das Leben der fünf Mädchen schlagartig verändert: Die Grossmutter und der Onkel, bei denen die fünf Mädchen seit dem Tod ihrer Eltern leben, sperren die Geschwister wegen ihres «unzüchtigen» Benehmens im Haus ein. Dort lernen sie kochen, nähen, putzen. Ihre modernen Kleider tauschen sie gegen lange, weite, braune Tücher – damit sie als Heiratskandidatinnen auf dem Markt Chancen haben.
Züchtig, aber wild durchwühlt
Das Oscar-nominierte Jugenddrama «Mustang» aus der Türkei begeistert mit seinem Freiheitsdurst. Doch die Realität ist komplizierter.