Hintertür im RatssaalZürcher Kantonsrat prüft nach Igelkot-Vorfall Sicherheit
Die Kantonspolizei überdenkt das Sicherheitsdispositiv im Ratssaal in der Messehalle in Zürich-Oerlikon. Die fremde Frau wollte auf ökologische Aspekte aufmerksam machen.
Der Zürcher Kantonsrat will die Sicherheitsmassnahmen an seinem Tagungsort überprüfen und falls nötig verschärfen. Grund dafür ist ein Zwischenfall an der Sitzung vom Montag. Eine unbekannte Frau hatte ein Stück Kot auf das Rednerpult gelegt.
«Ich möchte Ihnen etwas bringen – das ist wahrscheinlich Kot von einem Igel in unserem Garten», sagte die unbekannte Frau, die während der Sitzung plötzlich zum Rednerpult schritt und dort etwas hinlegte. Am Rednerpult stand gerade Kantonsrat Hans-Peter Amrein (SVP, Küsnacht). Dieser reagierte lachend auf das Überraschungsgeschenk und wechselte kurzerhand zum anderen Rednerpult.
Für die etwas verwirrt wirkende Frau hat der Vorfall keine Konsequenzen, wie die Parlamentsdienste am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilten. Sie sei von der Polizei überprüft und weggewiesen worden. Der Igel-Kot wurde schliesslich von Ratspräsidentin Esther Guyer (Grüne) entsorgt.
Hintertüre stand offen
Der Zugang zur Kantonsratssitzung, der nach wie vor in seinem Corona-Exil in Zürich-Oerlikon tagt, wird am Haupteingang von der Polizei kontrolliert. Am Montag stand aber, wohl wegen der Hitze, eine Hintertüre offen, durch welche die Frau einfach hineinspazierte. Dafür übernimmt die Kantonsratspräsidentin Esther Guyer die Verantwortung, wie sie gegenüber Tele Züri sagte.

Diese Türe werde künftig sicher nicht mehr unbewacht offenstehen, teilten die Parlamentsdienste mit. Ob das Sicherheitsdispositiv darüber hinaus verschärft werden müsse, kläre die Geschäftsleitung des Kantonsrats derzeit mit der Kantonspolizei ab.
Es ging ihr um Biodiversität
Im Raum stand auch, ob die Tat ein persönlicher Angriff auf Hans-Peter Amrein war, der kürzlich aus der SVP ausgetreten ist, oder ein Denkzettel für die SVP. Die Frau, eine Anwohnerin, wollte aber vor allem auf ökologische Aspekte aufmerksam machen. Ihr liegt die Natur am Herzen und dafür mache die Politik zu wenig, sagt sie gegenüber Tele Züri. «Mir geht es um die Biodiversität, unsere Lebensgrundlage, und die Politiker machen nichts anderes, als darüber zu palavern», sagt sie. Keiner begreife das.
ema/SDA
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