Hitzige Gender-Debatte im KantonsratZürcher SVP distanziert sich
von Drohungen und Beleidigungen
Die Absage des Gender-Tags in Stäfa liess die Wogen im Zürcher Kantonsrat hochgehen. Linke Parteien forderten von der SVP eine Entschuldigung.

Der Zürcher Kantonsrat debattierte am Montagmorgen über die Absage des Gender-Tags in einer Schule in Stäfa. «Die SVP distanziert sich von jeglichen Drohungen», sagte SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner. Die Partei bedauere, dass wegen des Gender-Tags Mitarbeitende der Schule Stäfa bedroht worden seien. «Natürlich müssen schulische Veranstaltungen ohne Polizeischutz stattfinden können.»
Dass die Sekundarschülerinnen und -schüler sich mit Geschlechterrollen befassen würden, sei zudem «richtig und wichtig und vom Lehrplan abgedeckt», so Brunner weiter. Das ganze Gender-Tag zu nennen und auf die Einladung auch noch Sternchen und ein Transgender-Logo zu drucken, sei aber falsch. Da hätten die Verantwortlichen Fehler gemacht.
Mit der «Transgender-Ideologie» konfrontiert
Es sei nicht erstaunlich, wenn Eltern so den Eindruck erhalten hätten, dass ihre Kinder «mit der Transgender-Ideologie konfrontiert» würden. Auch die FDP war der Ansicht, dass die Einladung «sicher nicht optimal betitelt» gewesen sei. Sternchen und Symbolik seien mittlerweile politisch aufgeladen und würden der deutschen Rechtschreibung widersprechen.
Die linke Ratsseite sah das Problem keineswegs in der Einladungs-Gestaltung, sondern bei der SVP und deren «rechter Hetze», wie SP-Kantonsrat Rafael Mörgeli sagte. «Man sah das Wort Gender und tickte völlig aus.» Was gefolgt sei, sei faktenfreie Empörung eines rechten Mobs. Mörgeli forderte deshalb von der SVP eine Entschuldigung für die Niedertracht ihrer beteiligten Parteiexponenten.
Für die Grünen hat die Hetze gegen den Gender-Tag in Stäfa nichts mehr mit Schweizerischer Demokratie zu tun. «Diese Leute haben ihr Verantwortungsgefühl vollkommen verloren», sagte Jasmin Pokerschnig. Der Gipfel sei gewesen, dass einige der hetzenden Politikerinnen und -Politiker online sogar noch gejubelt hätten, als der Tag abgesagt worden sei.
Ganz anders EDU-Kantonsrat Hans Egli. Die Bedrohung werde aufgebauscht. «Das war nicht so schlimm», sagte Egli und verwies auf linke Gewalt bei den Anti-Abtreibungsdemos «Marsch fürs Läbe»: «Da gibts regelmässig Drohungen und Gewalt und ich habe von Ihnen noch nie einen Protest gehört.»
Glarner, «ein Täter und Brandstifter»
Besonders harsche Kritik gab es für den Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner, der die Empörungswelle mit einem Twitter-Post gestartet hatte. «Glarner ist ein Täter und Brandstifter», sagte Yvonne Bürgin (Mitte). Sie betonte allerdings, dass dessen «erbärmliches Benehmen» nicht zu Gegenhetze führen dürfe.
Glarner hatte die Einladung zum Gender-Tag auf Twitter gepostet und die Absetzung der gesamten Schulleitung gefordert. In seinem Twitter-Post war zudem die Telefonnummer einer Schulsozialarbeiterin sichtbar. Die Schule sagte den Anlass, der am Montag stattgefunden hätte, wegen Drohungen schliesslich ab.
An der Sekundarschule Stäfa werden seit zehn Jahren Gender-Tage durchgeführt. Dieser Unterricht zu Themen wie Geschlechterrollen, Gleichstellung und Sexualität hatte zuvor nie Wellen geschlagen.
SDA
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