Zürcher Trio kämpft ums Überleben
Die Konstellation ist einzigartig. Die Gegner rüsten fast jährlich auf - mit Schweden, Franzosen, Briten, Deutschen oder Chinesen. Die Young Stars Zürich dagegen vertrauen auf Spieler aus den eigenen Reihen. «Es ist schon speziell, wenn man unser Team mit den anderen vergleicht», sagt Captain Michael Christe. Sie hätten keinen absoluten Ausnahmekönner, dafür sei die Mannschaft sehr ausgeglichen.
Einen Ausländer für die Position der Nummer 1 zu verpflichten, passt nicht ins Konzept. «Das Markenzeichen unseres Klubs ist, dass wir auf unseren Nachwuchs setzen», sagt Christe. Das sei jedoch nur die halbe Wahrheit, fügt er an. «Könnten wir uns einen auswärtigen Spitzenspieler leisten, würden wir natürlich nicht Nein sagen.» Es sei aber schwierig, in Zürich Sponsoren zu finden, da es derart viele Vereine aus anderen Sportarten gebe, die ebenfalls in den höchsten Schweizer Ligen spielen.
Präsident Peter Kreier bestätigt: «Ohne Beziehungen geht hier gar nichts.» Und an diesen mangelt es dem Vereinsoberhaupt derzeit. Die fehlenden Geldgeber schlagen sich auch ohne teure Akteure negativ auf die Klubkasse nieder. «Wir schreiben momentan eher rote als schwarze Zahlen», räumt Kreier ein. Umso wichtiger sei es, treue Seelen in der ersten Mannschaft zu wissen, die nicht des Geldes wegen auf Punktejagd gehen, denn: «Wir zahlen lediglich Leistungsprämien.»
Letzter Titelgewinn 1982
Die Liquiditätsprobleme wirken sich seit Jahren auf die Zielsetzung aus. Der Meistertitel ist ohne eine klare Nummer 1, die mit den besten ausländischen Ballkünstlern mithalten kann, kein Thema. Letztmals gewannen die Young Stars im Jahr 1982 die Meisterschaft. «Das frustriert mich nicht. Es gibt in jeder Sportart Aussenseiter, die gegen den Abstieg spielen», sagt Christe. «Ich bin trotzdem motiviert, auch wenn wir keine Chance auf den Titel haben.» Was ihn antreibe, sei der Spass. «Ich bin viel lockerer als früher. Ich spüre, dass mir die Erfahrung an der Platte viel bringt», sagt der ehemalige Nationalspieler, der bereits mit 16 Jahren in der höchsten Schweizer Liga debütiert hat.
Die Zürcher profitieren nach wie vor von den Überbleibseln der goldenen Generation, wie Christe sie nennt. Er war in der Jugend der beste Spieler seines Jahrgangs. Das gilt auch für seine beiden Teamkollegen. Beat Staufer (33) war die U-18-Nummer 4 in Europa und in der Schweiz konkurrenzlos in seiner Altersklasse. Basil Lörtscher (27) wurde als grösstes Talent seit Thierry Miller - dem bisher einzigen Schweizer Top-100-Spieler - gehandelt, beendete seine Karriere aber bereits in jungen Jahren vorübergehend.
Die drei Aushängeschilder des Klubs sind noch keine Auslaufmodelle. Doch Christe warnt: «Wenn keine jungen Spieler nachrücken, sieht es in naher Zukunft schlecht aus.» Um den baldigen Verfall der ersten Mannschaft zu verhindern, legt sich der Student mächtig ins Zeug. Er leitet drei Nachwuchstrainings pro Woche. «Das ist lebenswichtig für den Klub», sagt er. Während einer Dekade habe das Nachwuchs-Konstrukt gebröckelt, nun tue sich wieder etwas.
Zum Nationalspieler gereift
Das beste Beispiel dafür, was eine gezielte Arbeit im Jugendbereich bewirken kann, ist Christe selber. Als 12-Jähriger kam er aus dem Bündnerland zu den Young Stars, die damals landesweit über die schlagkräftigste Talentschmiede verfügten. «Hier reifte ich zum Nationalspieler», sagt er. Die Dankbarkeit führt so weit, dass Christe Angebote anderer Klubs, die er jedes Jahr bekommt, ausschlägt - noch. «Wenn sich das Team irgendwann ohne mich in der NLA halten kann, ist es schon möglich, dass ich wechsle», sagt er. Der Schweizer-Meister-Titel reizt ihn eben doch.
Vorerst gilt die Konzentration aber der am Samstag beginnenden Saison. Die ersten Punkte können die Zürcher in Wil und am Sonntag zu Hause gegen Neuhausen einfahren. Das Ziel bleibt unverändert: Das Trio will in die Playoffs - ohne ausländische Verstärkung. Captain Michael Christe schlägt auch in dieser Saison für die Young Stars Zürich auf. Foto: Sophie Stieger
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