Corona im AbwasserZürich setzt auf neues Frühwarnsystem
Seit Ostern wird weniger getestet. Nun nutzt der Kanton eine von der ETH entwickelte Methode, die das Virus im Abwasser aufspüren soll.
Seit Ostern wird in der Schweiz weniger getestet. Mit ein Grund könnten Selbsttests sein, die mutmasslich viele davon abhalten, nach einem positiven Befund den eigentlich geforderten, zuverlässigeren PCR-Test zu machen. Die täglich gemeldeten Fälle sind jedoch eine wichtige Kenngrösse, um die epidemiologische Lage zu beurteilen. Ist sie noch aussagekräftig?
Abwasser lügt nicht
Eine andere Methode setzt seit Oktober das Wasserforschungsinstitut Eawag der ETH Zürich ein: Sie sucht in Abwasserproben nach Spuren des Virus. Aus Sicht der Eawag ist die Methode sehr zuverlässig und funktioniert unabhängig von den herkömmlichen Tests. «Es wird jeder getestet, ob er will oder nicht, denn alle gehen auf die Toilette und putzen sich die Zähne. Ein erheblicher Teil der Menschen lässt dabei das Erbgut des Virus, ihre RNA, im Schmutzwasser zurück», sagt Eawag-Umweltingenieur Christoph Ort (Lesen Sie dazu: Schweizer lassen sich weniger testen, doch das Abwasser lügt nicht).
Nun will sich die Gesundheitsdirektion des Kantons ebenfalls auf die Arbeit der ETH stützen. «Um die epidemiologische Lage im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu beurteilen, ist der Kanton Zürich auf möglichst aussagekräftige und verlässliche Daten angewiesen», heisst es in einer Mitteilung. Die Zuverlässigkeit dieser Daten sei jedoch wesentlich vom Testverhalten der Bevölkerung abhängig. Die Abwassermethode habe den Vorteil, dass sie unabhängig vom Testverhalten der Bevölkerung sei. Oder anders ausgedrückt: Das Abwasser lügt nicht. Zusammen mit Daten der Testergebnisse ergäbe sich so ein aussagekräftiges Lagebild, schlussfolgert die GD.
Kanton und ETH spannen zusammen
Bisher wurden Proben der Kläranlage Werdhölzli entnommen, nun sollen weitere hinzukommen. Auch die Geschwindigkeit will die GD optimieren. Momentan werden die Daten zweimal die Woche ausgewertet. «Das kantonale Labor, ein Amt der Gesundheitsdirektion, entwickelt daher in enger Zusammenarbeit mit der Eawag das Abwassermonitoring weiter.» Erste Ergebnisse sollen im Juni vorliegen. Nach der Pandemie könne es als Früherkennungsindikator für andere Erreger weiterverwendet werden».
Zürich ist nicht der einzige Kanton, der Abwasser als Frühwarnsystem nutzt, auch der Kanton Graubünden stützt sich auf die Forschung der Eawag.
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