Kantonsrat verlangt mehr NachhaltigkeitZürich soll bei Zürcher Bauern einkaufen
Die Klimaallianz verlangt, dass Cafeterias und Mensen vermehrt auf saisonale und regionale Produkte setzen. Selbst die SVP ist dafür.

Wenn der Staat beginnt, sich ins Privatleben der Menschen einzumischen, sind bürgerliche Parteien skeptisch. Am Montag war es im Zürcher Kantonsrat anders.
Der Grüne Benjamin Walder (Wetzikon) verlangte in einem Postulat, dass Mensen und Cafeterias in kantonalen und kantonsnahen Betrieben – vor allem Schulen und Spitälern – wenn immer möglich saisonale und regionale Produkte anbieten sollen. Zudem sollen tierische Produkte sparsam und nur mit dem höchsten Tierschutz-Label eingekauft werden. Walder will damit eine gesunde und ausgewogene Ernährung fördern und die CO₂-Emissionen senken.
SVP will Taten
Überraschend war neben den Parteien der Klimaallianz auch die SVP begeistert von Walders Idee. Elisabeth Pflugshaupt (Gossau) fand, der Vorstoss sei eine gute Gelegenheit, die immer wieder verlangte Regionalität umzusetzen. «Taten sind besser als Worte», sagte Bäuerin Pflugshaupt und sprach sich im Namen ihrer Fraktion für ein Ja aus.
Dafür war ihr die Anerkennung der Linken und der Mitte sicher. Der frischgebackene Juso-Präsident Nicola Siegrist (SP, Zürich) versicherte, man wolle den Leuten nicht diktieren, was sie zu essen hätten. Allerdings müsse die Politik Anreize setzen, damit sie sich klimaschonend ernährten.
Landwirt Konrad Langhart (Mitte, Stammheim) betonte, das Konsumverhalten werde nicht vom Willen gesteuert, sondern vom Angebot. Deshalb sei es besser, auf einheimische Produkte zu setzen als auf Schnittlauch aus Äthiopien oder mexikanische Spargel.
«Die Lebensmittelkosten sind, gemessen an den Löhnen, nirgends so tief wie in der Schweiz.»
Langhart liess auch das Argument, regionale Produkte seien zu teuer, nicht gelten: «Die Lebensmittelkosten sind, gemessen an den Löhnen, nirgends so tief wie in der Schweiz.»
Nur wenige Nein-Stimmen
Anderer Meinung war die FDP. Es sei zwar ein sympathischer Vorstoss, fand Alexander Jäger (Zürich), aber er sei unnötig. Wenn es den Studierenden in der Mensa zu teuer werde, verpflegten sie sich einfach anderswo. «Darum sind wir gegen solche Regulierungen.»
Das sah auch der Parteilose Hans-Peter Amrein (Küsnacht) so. Er sprach von einem «Rohrkrepierer». Er ärgerte sich vor allem über das Ja der SVP, seiner einstigen Fraktion. Es war ihm unverständlich, dass die SVP massiv subventionierte Betriebe mit staatlichen Interventionen noch unrentabler mache. «Das zeigt mir, dass ich mit meinem Parteiaustritt richtiglag.»
Am Ende stimmte der Rat dem Postulat mit 130 zu 29 Stimmen zu.
Nachhaltige Unimensa
In der Mensa der Universität Zürich, einer der grössten im Kanton Zürich, werden die Mahlzeiten gemäss Website schon heute «mit saisonalen und regionalen Zutaten zubereitet».
Zudem sind mindestens 50 Prozent des täglichen Angebots vegetarisch oder vegan, Salatbuffets sogar zu 100 Prozent. Wenn es an einem Salatbuffet trotzdem einmal Fleisch dabei hat, sind es Reste aus anderen Mahlzeiten, die hier zur Vermeidung von Food-Waste angeboten werden. In der Küche werde zudem konsequent nur noch vegane Bouillon genutzt, heisst es weiter.
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