Auch er gehört zu den grossen Verlierern: Der Meinungsforscher
Hollenstein konnte ruhig schlafen, Kägi musste zittern?– laut Umfragen. Am Wahltag kam alles anders. Und Meinungsforscher Matthias Kappeler rang um Worte.
Von Edgar Schuler Zürich – Noch nie war der Chef von Isopublic so unsicher vor einem Wahltermin. Zu Recht, wie sich herausstellte: Gestern musste Matthias Kappeler eingestehen, dass die Umfragen seines Meinunungsforschungs-Instituts zum Teil weitab vom tatsächlichen Wahlergebnis lagen. Die Befragungen vom Ende Januar und Mitte März hatten Hans Hollenstein (CVP) und Regine Aeppli (SP) als die sicheren grossen Sieger der Regierungsratswahlen gesehen. Am Schluss hatte ausgerechnet der neu angetretene Mario Fehr (SP) am meisten Grund zu strahlen. Aeppli aber musste den ganzen Nachmittag um ihre Wiederwahl zittern. Und Hollenstein wurde sogar schnöde abgewählt. Für den Spott musste Kappeler deshalb nicht mehr sorgen. Von allen Seiten wurde der Meinungsforscher auf seine «falschen» Ergebnisse angesprochen. Regierungsrat Ernst Stocker (SVP), der weit besser abgeschnitten hatte als in der Umfrage, sagte, er verstehe nicht, warum für Wahlumfragen überhaupt noch Geld ausgegeben werde.Kappeler kommentierte gestern dennoch unverdrossen im Fernsehsender TeleTop, der zusammen mit Radio 24 und dem «Tages-Anzeiger» zu den Auftraggebern der Umfragen gehört hatte. Später in einer ruhigen Ecke gestand Kappeler ein, dass er andere Ergebnisse erwartet hatte. «Japan hat uns das Leben schwer gemacht», sagt er. Das Erdbeben, die Atomhavarie und die darauf einsetzende Diskussion um die Schweizer Atomkraftwerke haben laut Kappeler auf das Ergebnis eingewirkt. «Ich kann mich nur an ein Ereignis erinnern, das ein Wahlergebnis derart stark beeinflusst hat: die Terroranschläge in Spanien 2003.» Aber beide Umfragen seien zu früh gekommen, um den «Japan-Effekt» abzubilden. «Ich hätte mehr vor diesem Effekt warnen sollen», sagt Kappeler. Er kann jedenfalls für sich in Anspruch nehmen, dass seine Umfragen die intakten Wahlchancen Martin Grafs (Grüne) früh und richtig erkannt haben. «Wähler weggebrochen» Kappeler erklärt sich die Niederlage Hollensteins dadurch, dass dem «Mitte-Kandidaten» der SVP in der Schlussphase des Wahlkampfs «links und rechts die Wähler weggebrochen» seien. Umgekehrt mobilisierte die SVP ihre Wählerinnen und Wähler einmal mehr besser, als die Umfragen vermuten liessen. Ernst Stockers SVP, fügt Kappeler an, gehöre im Übrigen auch immer wieder zu den Auftraggebern von Meinungsforschungs-Instituten. Das schlechte Abschneiden Regine Aepplis erklärt der Meinungsforscher damit, dass sich Links-Grün vor allem auf die Neukandidierenden konzentriert habe. Die Umfrageergebnisse haben laut Kappeler dazu geführt, dass die Wählenden im rot-grünen Spektrum die Chance eines Sitzgewinns witterten. Die seit acht Jahren amtierende Aeppli dagegen galt als gesetzt.Kappeler bleibt auch nach diesem für ihn desaströsen Wahlsonntag dabei, dass Umfragen ein «wichtiger Gradmesser» seien. Das Hauptproblem sei, dass viele Leute Umfragen als Prognosen verstünden und nicht als Momentaufnahmen.
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