Der Antifeminist
René Kuhn Der ehemalige Luzerner SVP-Präsident organisiert das 1. internationale Treffen gegen den Feminismus. Von Simone Rau Was er mag: Weine, Zigarren, Reisen, Fischen – und seine russische Frau Oxana. Was er nicht mag: «linke Emanzen», «zerlumpte Vogelscheuchen», überhaupt «Frauen, welche nichts auf ihr Äusseres geben und bei denen man zweimal hinschauen muss, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt». Diese Tiraden haben René Kuhn letzten Sommer die politische Karriere gekostet. Jetzt hat sich der ehemalige Luzerner SVP-Präsident mit seiner Antipathie für Feministinnen erneut ins Rampenlicht begeben: Am Samstag lädt er im Giardino Verde in Uitikon zum ersten internationalen Antifeminismustreffen. 150 Personen haben sich angemeldet; auf dem Programm stehen sechs Vorträge zum Thema Gleichberechtigung aus männlicher Sicht. Mit dem Anlass löst Kuhn erneut eine Welle der Empörung aus. Doch dieses Mal sind es nicht die Frauen, die Widerstand leisten, sondern linke Aktivisten: Ein «Bündnis gegen das Antifeminismus-Treffen» ruft in Flugblättern zu einer Kundgebung am Samstag auf. Die gleichen 50 Frauen und Männer haben in der Nacht auf gestern das Gemeindehaus in Uitikon und die Werbetafel des Giardino Verde beschmiert. Dies hat Uetliberg-Hotelier Giusep Fry, der für das Catering des Lokals zuständig ist, zum Rückzug bewogen. Noch ist nicht klar, ob der Anlass stattfinden wird. Gespräche mit dem Besitzer sind im Gang. Kuhn selbst nimmt die Drohungen «nicht auf die leichte Schulter», wie er sagt. Er hat die Polizei eingeschaltet – und ärgert sich gewaltig. Es sei ein «Armutszeugnis, dass man dermassen eingeschüchtert wird. Und das in der Schweiz, wo eigentlich Meinungsfreiheit gilt.» Sowieso kann er die Empörung über seine im April gegründete IG Antifeminismus, die inzwischen rund 1000 Mitglieder (davon 100 Frauen) hat, nicht verstehen. «Der Name provoziert, ich weiss, aber es geht doch um die Inhalte! Gleiche Rechte und Pflichten für Frauen und Männer, Gleichberechtigung, wie es das Wort sagt – wer kann da etwas dagegen haben?» Er spricht laut, er spricht schnell, wenn er anfügt: «Wer sagt, ich sei ein Frauenhasser, redet dummes Zeug. Ich bin in Wirklichkeit ein Frauenliebhaber. Ein Frauenversteher.» Das zeigten seine Zuschriften, die zu 80 Prozent von Frauen stammten, die seine Anliegen unterstützten. Ob das die Damen aus der Dominikanischen Republik, die er laut «Blick» einst an Schweizer Männer vermittelte, auch so sehen, erwähnt Kuhn nicht. Man merkt rasch: Der Mann mit der glattpolierten Glatze und der markanten Brille ist alles, nur kein Zweifler. Er vertritt seine Ansichten vehement – auch in seinem Buch «Zurück zur Frau. Weg mit den Mannsweibern und Vogelscheuchen – ein Tabubruch». Da schreibt der 43-jährige Informatiker über schlampige Ehefrauen und russische Businessladys, binationale Ehen und das Verdrängen der Weiblichkeit. Er klagt nicht nur an, sondern hat Tipps für die Frauen parat: «Geniesst es, eine Frau zu sein. Es gibt für die Männer nichts Schöneres auf der Welt als eine attraktive Frau, welche Weiblichkeit ausstrahlt.» Die Frau seiner Träume hat Kuhn in Oxana aus Russland gefunden. Auch in ihrem Leben spielen Frauen eine Rolle: Sie malt Aktbilder. Nur die Geschmäcker der Eheleute sind verschieden. Oxana mag vollschlanke, ungeschminkte Frauen mit üppiger Intimbehaarung und Haaren unter den Armen. Mannsweiber eben. Bericht Seite 19
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