Erschwerte Fluchtwege: Die Zahl der Somalier ging stark zurück
Nach wie vor kommen die meisten Asylsuchenden aus Nigeria und Eritrea. Doch die Zahl der Migranten aus Somalia ist zurückgegangen.
Schweiz Von Richard Diethelm Die Unterbindung der Flüchtlingsrouten von Afrika übers westliche Mittelmeer nach Italien, Malta, Spanien und Frankreich machte sich bisher in der Schweiz nur teilweise bemerkbar. «Wir spüren wenig von einer Verlagerung der Flüchtlingsströme im Mittelmeergebiet», sagt Marie Avet vom Bundesamt für Migration (BFM). Tatsächlich führen in der Asylstatistik seit geraumer Zeit zwei afrikanische Staaten, Nigeria und Eritrea, die Liste der Länder mit den meisten neuen Gesuchstellern an. So ersuchten im zweiten Quartal dieses Jahres 421 Nigerianer und 403 Eritreer in der Schweiz um Asyl. 2009 waren es 1786 Flüchtlinge aus Nigeria und 1724 aus Eritrea. Die lange Verweildauer von Flüchtlingen aus Afrika im ersten europäischen Ankunftsland ist gemäss BFM ein Grund, weshalb sich an der Zahl der Asylgesuche und den wichtigsten Herkunftsländern in den vergangenen Monaten wenig geändert hat. «Der Grossteil der Nigerianer gelangt über Italien in die Schweiz. Sie hielten sich dort aber schon Monate oder bis ein Jahr auf, bevor sie bei uns ein Gesuch stellten», sagt Avet. Dasselbe trifft auf die meisten Flüchtlinge aus Eritrea zu. Bei den Somaliern hingegen könnte die Erschwernis des Fluchtwegs übers Meer die markante Abnahme der Asylgesuche zum Teil erklären. 2008 versuchten mehr als 2000 Menschen aus dem gescheiterten Staat am Horn von Afrika ihr Glück in der Schweiz, letztes Jahr waren es noch 753. In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres ersuchten nur 194 Somalier die Schweiz um Asyl. Die Verlagerung der Flüchtlingsströme ins östliche Meer auf Routen, die über die Türkei und Griechenland in die EU führen, wirkte sich bisher aus einem anderen Grund nicht zusätzlich auf die Schweiz aus. Laut BFM-Sprecherin Avet reisen diese Asylsuchenden hauptsächlich über Ungarn und Österreich nach Norden und versuchen, in Deutschland oder in einem skandinavischen Land unterzukommen. Weniger illegal Einreisende Grenzwächter griffen in jüngster Zeit weniger Asylsuchende auf, die illegal in die Schweiz einreisen wollten. Die Stabschefin der Schweizer Grenzwacht Michaela Rickenbacher schliesst einen Zusammenhang mit den veränderten Flüchtlingsströmen nicht völlig aus. Aber sie betont, die Grenzwacht fange im Sommer stets weniger Personen an der grünen Grenze ab. Bisher sei die Zahl der Fälle aber jeweils im Herbst wieder angestiegen. Aus Italien reisen am meisten Asylsuchende in die Schweiz ein. Im Frühjahr kritisierten ein SVP- und ein FDP-Nationalrat, das südliche Nachbarland schiebe «kriminelle Nigerianer» in die Schweiz ab. Das wird vom BFM nicht bestätigt. Die Zusammenarbeit mit Italien klappe gut, sagt Sprecherin Avet. Die italienischen Behörden erfassten die eintreffenden Flüchtlinge im Dublin-System und nähmen jene von der Schweiz zurück, die in Italien als erstem Staat des Dublin-Raumes bereits ein Asylgesuch gestellt hatten.
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