Kommt jetzt das Rauchverbot auf Spielplätzen?
In Dietikon darf demnächst wohl nicht mehr auf Spielplätzen geraucht werden. Es wäre ein Novum für den Kanton Zürich.

Catalina Wolf ist keine fanatische Nichtraucherin. Früher, bevor sie Kinder bekam, zündete sie sich regelmässig eine Zigarette an, heute noch gelegentlich, einfach nicht vor den Kindern. Und doch will sie jetzt in ihrer Wohngemeinde Dietikon ein Rauchverbot auf öffentlichen Spielplätzen erwirken.
Die Chancen, dass sie Erfolg hat, stehen gut, denn Catalina Wolf ist Mitglied des Gemeinderates von Dietikon, des Parlaments des Bezirkshauptortes. Als solche hat sie die Möglichkeit, dieses Anliegen auf die politische Agenda zu setzen. Und dort kam das gut an.
Unterstützt von fast allen Parteien
Die Motion, in der sie als Vertreterin der Grünen den Stadtrat klipp und klar auffordert, auf öffentlichen Spielplätzen das Rauchen zu verbieten, wurde von 15 der 36 Parlamentarierinnen und Parlamentarier mitunterzeichnet. Von AL bis SVP, auch Vertreter der FDP, die sonst das Selbstbestimmungsrecht so hoch halten, haben unterschrieben.
Nur die CVP fehlt, die in Dietikon traditionellerweise stark ist und fünf Sitze hat. Die CVP, so erklärte Wolf, habe sich im Vorfeld nicht dagegen ausgesprochen. Sie hätten lediglich keine Fraktionssitzung gehabt, in der sie das Anliegen besprechen konnten. Sechzehn Stimmen sind der Motion also sicher, neunzehn braucht es für eine Überweisung.
Hochgiftige Kippen
Auf die Idee für den Vorstoss ist sie gekommen, als sie mit ihren Kindern auf einem Spielplatz war und Kippen herumlagen. «Babys erkunden alles mit dem Mund, was sie in die Hand nehmen.
Ein Zigarettenstummel kann da sehr gefährlich sein.» Sie verweist auf die Weltgesundheitsorganisation WHO, wonach Zigarettenstummel bis zu 7000 teilweise giftige Chemikalien enthalten. Mindestens fünf davon sind krebserregend.
Ausserhalb der Schweiz ist ein solches Verbot bereits geläufiger. In Frankreich etwa gilt seit 2015 ein Rauchverbot auf Spielplätzen, in manchen deutschen Bundesländern kennt man es auch, oder es wird diskutiert.
In der Schweiz wird zwar auf manchen Spielplätzen darum gebeten, nicht zu rauchen. Ein eigentliches Rauchverbot gibt es aber erst an wenigen Orten. So etwa in Chur. Und zwar seit 2008. Wie kam das dort an? Und wie wirkt es sich aus? Ueli Caluori, Polizeikommandant der Stadt Chur, erinnert sich: «Das Rauchverbot auf Spielplätzen und Schulanlagen gab damals keinen Anlass zu grösseren Diskussionen.»
In Chur ist übrigens generell der Konsum von jeglichen Suchtmitteln auf Schularealen und öffentlichen Spielplätzen verboten. Spielplätze am Rande der Stadt, welche oft von Familien und Vereinen genutzt werden, sind aber vom Verbot ausgenommen.
«Die Rückmeldungen sind fast ausschliesslich positiv, auch ausserhalb der Politik.»
2017 hat die Churer Polizei 42 Bussen wegen Verstosses gegen das Rauchverbot ausgesprochen, letztes Jahr 27. Es steht in der Ordnungsbussenliste, und ein Polizist oder eine Polizistin kann vor Ort direkt eine Geldbusse in der Höhe von 50 Franken erheben.
Die Akzeptanz sei sehr gut, zumal es sich auf Areale beschränkt, wo sich vorwiegend Kinder aufhalten, sagt Caluori. «Allerdings wurde der Prävention und Information von Beginn an ein grosser Stellenwert eingeräumt.» Oft seien diese Areale ausserhalb der Schulzeiten auch Aufenthaltsort für Jugendliche oder junge Erwachsene. Dabei zeigt die Polizei Präsenz, klärt auf und informiert jeweils im Vorfeld, vor allem zu Beginn der wärmeren Jahreszeit.
Weniger Abfall
Catalina Wolf verspricht sich im Übrigen als willkommenen Nebeneffekt eines solchen Verbots eine Entlastung des Reinigungsdienstes. In Chur traf dies zu. Der Polizeikommandant verweist aber darauf, dass eben an diesen Orten auch der Konsum von Alkohol verboten sei. «Daher laden diese Orte auch weniger zum längeren Verweilen und Abfallproduzieren ein.»
Die Motion wird voraussichtlich am 7. Februar im Gemeinderat diskutiert. Wird sie überwiesen, muss der Stadtrat einen entsprechenden Antrag ausarbeiten, der dann wiederum vor das Parlament kommt. Wird er angenommen, wäre ein Referendum möglich, was zu einer Volksabstimmung führen würde.
Catalina Wolf ist allerdings zuversichtlich, dass das Geschäft eigentlich offene Türen einrennt. «Die Rückmeldungen sind fast ausschliesslich positiv, auch ausserhalb der Politik. Dass man in Anwesenheit von Kindern nicht rauchen sollte, wird breit akzeptiert.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch