Zürich soll eine erste Mandarin-Krippe erhalten
Ein Ehepaar will Chinesisch für die ganz Kleinen anbieten. Statistisch gesehen könnte der Plan funktionieren.
Learning Panda from Remo Burkhard on Vimeo.
Wie die Krippe aussehen könnte: Remo Burkhard will mit seiner Frau eine Betreuungseinrichtung aufbauen, in der auch Mandarin gesprochen wird.
Zürich dürfte in diesem Jahr um eine mehrsprachige Kinderkrippe reicher werden. Zumindest wenn es nach den Plänen von Remo Burkhard geht. Acht Jahre lang lebte der 42-Jährige gemeinsam mit seiner Familie in Singapur, wo er als Managing Director für die ETH tätig war. Im Februar dieses Jahres will er zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern in die Schweiz zurückkehren.
«Doch zu unserer grossen Überraschung haben wir festgestellt, dass es derzeit noch keine chinesisch-schweizerdeutsche Kinderkrippe in der Schweiz gibt», sagt Burkhard. Diese Lücke wolle er nun gemeinsam mit seiner Frau schliessen. «Unser Ziel ist es, im März 2019 zu starten.
Eine Krippe zur Integration
Burkhard ist davon überzeugt, dass es in Zürich ein Betreuungsangebot braucht, in dem neben Schweizerdeutsch auch Mandarin gesprochen wird. «Es ist nur logisch, dass im Zuge der Globalisierung immer mehr Personen aus dem asiatischen Raum in die Schweiz kommen werden. Wir wollen in unserer Krippe die Sitten und Bräuche beider Länder vermitteln», sagt er. Vom Angebot könnten auch Schweizer Kinder profitieren, indem sie früh den Bezug zur chinesischen Kultur herstellen. Denn laut Burkhard dürfte Mandarin für Schweizerinnen und Schweizer langfristig als Sprache immer wichtiger werden.
«Wir wollen in unserer Krippe die Sitten und Bräuche beider Länder vermitteln.»Remo Burkhard,
Kinderkrippe-Gründer
Die Statistiken geben Burkhard recht: In der Stadt Zürich ist der Anteil der Chinesinnen und Chinesen an der Wohnbevölkerung über Jahrzehnte konstant gestiegen: Waren es 1980 noch rund 100, sind es 2017 bereits über 2000. Die wachsende Anzahl chinesischsprachiger Personen widerspiegelt auch die steigende Bedeutung chinesischer Unternehmen im Wirtschaftsraum Zürich: Mittlerweile liegt China gemäss Erhebungen der Standortförderung Greater Zurich Area nach den USA und Deutschland an dritter Stelle der internationalen Unternehmen, die hier angesiedelt sind.
Gerade chinesische Fachkräfte hätten einen starken Drang, sich zu integrieren, sagt Lukas Huber, stv. Geschäftsführer der GZA und zuständig für den chinesischen Markt. Sie seien meist gut ausgebildet und verfügten über einen Universitätsabschluss in Ingenieurs-, Natur- oder Wirtschaftswissenschaften. «Weil ihnen Bildung enorm wichtig ist, sind sie auch um eine sehr gute Ausbildung ihrer Kinder besorgt», so Huber.
Expats bleiben länger
Greater Zurich Area begrüsst daher die Eröffnung fremdsprachiger und vor allem zwei- oder mehrsprachiger Bildungs- und Betreuungsangebote. Es erhöhe die Standortattraktivität für internationale Unternehmen und Fachkräfte und fördere den kulturellen Austausch sowie das gegenseitige Verständnis, sagt Huber. Er stellt zudem fest, dass «klassische Expats», die nur ein bis drei Jahre in der Schweiz bleiben, seltener werden. «Angestellte international tätiger Unternehmen bleiben heute länger. Dadurch verstärken sich die Integrationsbestrebung und die Bedeutung der lokalen Sprache.»
«Angestellte international tätiger Unternehmen bleiben heute länger. Dadurch verstärkt sich ihre Integrationsbestrebung.»Lukas Huber,
stv. Geschäftsführer Greater Zurich Area
In der Stadt Zürich existieren derzeit rund
Sponsoren und Räume gesucht
Aber es sei schwierig, in Zürich geschultes chinesischsprachiges Personal zu finden. «Selbstverständlich wären wir froh um die Unterstützung durch Sponsoren während der Pilotphase – und sei es nur, indem uns jemand einen Raum zur Verfügung stellen würde.» Er selbst verfüge über ein gutes Netzwerk in Singapur und in China, von dem er bereits in der Aufbauphase Unterstützung erhalte.
Es sei eben noch nichts pfannenfertig aufgegleist, sagt Burkhard. «Aber wir wollen nichts unversucht lassen. Es braucht eine gewisse Zeit, bis alles läuft, und eine Portion Glück. Deshalb haben wir uns auch für den Panda als Logo entschieden: Er ist in China ein Glücksbringer wie bei uns der Marienkäfer.»
Erstellt: 02.01.2019, 13:29 Uhr
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