Die Zürcher SVP zieht in ihre Abwehrschlacht
An einem Fest in Uster hat die SVP ihren Wahlkampf lanciert. Von weit her ist die Parteiprominenz angereist.

Vor vier Jahren ist die SVP noch mit einem knappen Sieg davongekommen, hat 0,8 Prozent Wähleranteil und mithilfe der EDU einen zusätzlichen Sitz im Nationalrat gewonnen. Diesmal könnte es anders kommen, denn die Beobachter sagen der Volkspartei eine Niederlage voraus – im Volk dominiert die Sorge ums Klima und nicht die Angst vor der Masseneinwanderung.
Doch im Zeughaus von Uster war gestern Abend nichts zu spüren von Verunsicherung. Gut gelaunt trudelten SVP-Wählerinnen und vor allem SVP-Wähler aufs Areal, schnappten sich ein Glas mit offeriertem Weissen und stellten sich an für Zanderfilet, Büffelburger oder Raclette. Dazwischen wuselten die Kandidaten, die sich für eine Wahl in den Nationalrat empfahlen. Es gab Biberli von Nina Fehr-Düsel, ein Goodie von Thomas Matter oder Pflästerli von Therese Schläpfer.
«Verblödete Politiker»
Der Erste, der ans Mikrofon trat, war Ständeratskandidat Roger Köppel. «Ich bin schon lange in Hochstimmung, aber heute besonders», rief er so laut, dass man es auch ohne Mikrofon noch im Bahnhof gehört hätte. Grund für seine gute Laune war das SVP-Wahlplakat, das einen wurmstichigen Apfel zeigt. Endlich könne man auf die wichtigen Themen zu reden kommen. Die Würmer stünden für die «wohlstandsverblödeten Politiker» aus den anderen Parteien, welche die Schweiz an die EU verscherbeln wollten. Den rund 400 Zuhörern empfahl er darum die SVP als letzte «Verteidigungslinie der Schweiz». Und die anderen? Nichts als Klimaabzocker und Klimabürokraten. Köppels Rede war laut, aber kurz, denn er musste sofort weiter nach Geroldswil, wo er auf seiner Monster-Wahlkampf-Tour mutmasslich alles in der langen Version nochmals sagte.
Dann spielte die Silver Dollar Band «Country Roads» und brachte Auswanderungsstimmung ins Zeughaus. Dazwischen zeigte Ex-SVP-Nationalrat Oskar Freysinger aus dem Wallis mit seinen Liedern und Gedichten, dass er vor allem Troubadour und weniger Politiker ist.
Ricklis Lob der Bauern
Auch Regierungsrätin Natalie Rickli bekam ihren Auftritt und lobte die Zürcher Bauern: «In Zürich müssen wir nicht auf faule Äpfel setzen, von unseren Bauern kommt nur gutes Obst.» Parteipräsident Albert Rösti aus dem Berner Oberland verteidigte das Wahlplakat. Es zeige bildlich, was mit der Schweiz geschehe: «Sie wird von den anderen Parteien ausgehöhlt.»
Und schliesslich gab Parteipräsident Patrick Walder die Richtung für die Wahlen vor: Besitzstandswahrung im Nationalrat und einen neuen Ständerat. Walder wirkte frisch, aber als 31-Jähriger auch ein bisschen wie im falschen Film.
Erstellt: 23.08.2019, 13:12 Uhr
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