Er spricht über die «Personenunfälle»
Jeden zweiten Tag wirft sich in der Schweiz ein Mensch vor den Zug. Aus Angst vor Nachahmungstätern wird das selten thematisiert. Notfallseelsorger Roger Müller macht es anders.

Es ist Feierabend, und Tausende von Pendlern drängen auf die Bahnhöfe, es herrscht Hektik; alle wollen sie nach Hause. Doch im Bahnhof geht nichts mehr, kein Zug fährt aus, keiner ein. Dann die Durchsage: «Wegen eines Personenunfalls muss mit Verspätungen gerechnet werden.»
So auch am Freitag vor einer Woche. Eine der wichtigsten Pendlerverbindungen im West-Ost-Verkehr der SBB war während mehr als einer Stunde unterbrochen. Zahlreiche Fernverkehrs- und S-Bahn-Züge fielen aus, hatten Verspätung, wurden umgeleitet. Zwischen Winterthur und Effretikon hatte sich ein Mensch das Leben genommen. Beklemmender Alltag für die SBB: «Auf dem 3000 Kilometer langen Schienennetz ereignen sich durchschnittlich 14 bis 15 Suizide pro Monat, selbstverständlich mit Ausreissern nach oben sowie nach unten», sagt Christian Ginsig, Mediensprecher der SBB.