Gerechtigkeit mal anders
Überraschend viele Zürcher haben sich selbst angezeigt.

Unfassbar, wie viele Reiche nach wie vor Steuern hinterziehen – und die Ehrlichen müssen dann die Zeche bezahlen. Schnell waren die Meinungen gemacht, als der Kanton Zürich mitteilte, dass sich überdurchschnittlich viele Steuerpflichtige im Jahr 2017 wegen Schwarzgeld angezeigt haben.
1,3 Milliarden Franken an Vermögen kamen so zum Vorschein, 104 Millionen mehr nimmt der Staat 2017 damit an Steuern ein. Grund: Der automatische Informationsaustausch greift ab diesem Jahr, ausländische Steuerbehörden liefern dem Bund erstmals Details zu Schweizer Vermögen im Ausland. Die Angst, als Steuerbetrüger aufzufliegen, ist gross.
Ferienhäuser versteuert
Doch bei den meisten der 6150 Selbstanzeiger handelt es sich nicht um die Reichen, sondern um den sogenannten kleinen Mann. Der Grossteil des erfassten Vermögens sind Immobilien in Italien, Portugal und Spanien. Es gehe also vor allem um Einwanderer, die in der Heimat ein Häuschen gebaut und es aus Unwissenheit nicht deklariert hätten, sagen Vertreter der Ausländervereine. Sie haben darum ihren Landsleuten eine Selbstanzeige ans Herz gelegt. Ihnen droht keine Strafe, doch sie müssen die Steuern der letzten zehn Jahre nachzahlen. Auf den kleinen Mann deutet auch hin, dass der Durchschnittsbetrag der zusätzlichen Einnahmen gegenüber dem Vorjahr von 36'000 Franken auf 22'000 pro Kopf sank. Und auch, dass 2017 mehr Portugiesen die Schweiz verliessen als in den vergangenen Jahren. Sie wollen die Steuern nicht nachzahlen.
Unter den Selbstanzeigern sind aber auch solche, die wissentlich «optimierten». Das legen die Zahlen des «grossen Mannes» nahe: Rund ein Dutzend Personen musste jeweils über eine Million Franken nachzahlen. Bei 100 weiteren resultierten zusätzliche Steuereinnahmen von 100'000 Franken pro Person. Auch sie gehen straffrei aus – Steuergerechtigkeit mal anders.
Erstellt: 09.01.2018, 19:08 Uhr
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