Tote statt Barrieren?
Im Kanton Zürich müssen zuerst Menschen sterben, bevor Geld für Barrieren fliesst.

Zürich hat eine lange Geschichte mit Barrieren. Sie werden dutzendweise in verschiedensten Formen und Funktionen eingesetzt. Die Vorfälle rund um die Glattalbahn zeigen aber vor allem eines: Es gibt wichtige und weniger wichtige Barrieren. So zumindest muss es interpretiert werden.
Wichtige Barrieren sind beispielsweise jene, die gut betuchte Anwohner vor Milieu-Lärm und nächtlichen Autofahrern schützten. Fast 70 Barrieren und Pfosten wurden zu diesem Zweck in den Zürcher Stadtkreisen 1, 4 und 5 gebaut. Noch rascher wird aber gehandelt, wenn man diese Barrieren mit ein paar Wunder-Kameras ersetzen kann: Die automatische Video-Zufahrtskontrolle wurde am 20. Juni kommuniziert, ging am 22. Juni in Versuchsbetrieb und fuhr bereits eine Woche später 33'000 Franken Bussgeld von den Nachtfahrern ein. Gute Barriere.
Weniger wichtig sind Barrieren, die Menschen draussen in der Aggolmeration vor schlimmen Unfällen schützen sollten. Erst nach einem Todesfall, zwölf Schwerverletzten und 30 Leichtverletzten rangen sich die Beteiligten 2014 durch, an fünf gefährlichen Kreuzungen der Glattalbahn-Linie zusätzliche Barrieren einzurichten. Im Jahr 2017 steht von diesen fünf geplanten Barrieren – eine. Am Montag kam ein 12-jähriges Mädchen an einer Stelle ums Leben, wo es weder einen Veloweg, geschweige denn einen Plan für eine Barriere gab. Es ist bereits das vierte Todesopfer der Glattalbahn. Trotzdem bleiben weiterhin 26 der 42 Kreuzungen der Linie ungeschützt.
Die Kosten für Bau und Betrieb sind Kantonen und Gemeinden schlicht zu teuer. Auch können sich die Verantwortlichen und Interessenvertreter kaum dazu durchringen, den Autofahrern mit einer Barriere ein paar Sekunden freier Fahrt zu nehmen. Dies, obwohl die Glattalbahn überhaupt erst erbaut wurde, um die Region vor dem Verkehrskollaps zu schützen und die Menschen zum Umsteigen auf den ÖV zu bewegen. Dass dieser gefördert werden muss, bestreitet heute kaum mehr jemand.
Beim Schutz der Fussgänger, Velofahrer und Benutzern des öffentlichen Verkehrs wird trotzdem gespart. Obwohl er sich ungleich lohnen würde. Vom Schutz der Kinder gar nicht zu sprechen. Her mit den Barrieren!
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