Jäten und lernen, statt sich zu prügeln
In Altstetten wird das beschleunigte Verfahren für Asylbewerber getestet. Der Bund musste sich allerlei einfallen lassen, um Schlägereien zu verringern.
Für das Schweizer Asylwesen findet im Zentrum Juch in Altstetten läuft ein wichtiger Testbetrieb. Dort will der Bund herausfinden, wie das beschleunigte Verfahren für Asylentscheide am besten funktioniert. Nach einer Testphase von fünf Monaten ist klar: Es sollten allerlei Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten werden.
Sie helfen gegen die Langeweile und verringern Aggressionen. So kommt es seltener zu Schlägereien als zu Beginn der Testphase. Letztmals im April kritisierte die Organisation Augen auf, im Asylzentrum herrsche eine aggressive Stimmung. Am Mittwoch durften Medienschaffende das Zentrum besichtigen.
Vom Eingang aus überblickt man einen breiten Kiesweg. Im Schatten der beidseitig angeordneten Baracken stehen oder sitzen einige junge Männer in kleinen Gruppen. Ein paar Frauen mit einem Kleinkind diskutieren etwas mit einer Betreuerin. Ein junger Mann führt ein lautes, vergnügtes Handygespräch.
Von hinten kommen ein halbes Dutzend Männer mit leuchtend-orangen Sicherheitswesten. Sie sind unterwegs zu einem gemeinnützigen Einsatz, erklärt Thomas Kunz, Direktor der Asylorganisation Zürich (AOZ), die das Zentrum betreibt. Für die Arbeitseinsätze erhalten die Asylsuchenden kleine Entschädigungen von maximal 30 Franken pro Tag.
Angebot wird ausgebaut
Solche Einsätze bieten etwa Grün Stadt Zürich, die kantonale Fachstelle Naturschutz, das Brockenhaus «Brockito» in Oerlikon oder der Gastrobetrieb des Workcenters in Wallisellen an. Zentrumsinterne Möglichkeiten sind etwa Küchendienst, Reinigungsarbeiten, Umgebungsarbeiten oder die Betreuung des hauseigenen Internet-Cafés. Das Angebot wird laufend ausgebaut.
Wer etwas lernen oder sich sonst die Zeit verkürzen will, hat diverse Möglichkeiten, die rege genutzt werden: Deutschunterricht, ein Internetraum, ein Fitnessraum und sechs Aufenthaltsräume mit Spielen - morgens, mittags und abends sind das Essräume.
Raum für Frauen
Damit die Frauen auch mal unter sich sein können, haben Männer zu gewissen Räumen - etwa einem Nähzimmer - keinen Zutritt. Draussen gibt es Fussballtore, einen Basketball-Korb, einen Kinderspielplatz. Ein paar Männer bauen gerade einen kleinen Sportplatz. Mit dem Anwachsen der Beschäftigungsmöglichkeiten sind laut Kunz die handgreiflichen Auseinandersetzungen zurückgegangen.
Die Kinder gehen zur Schule. In einem etwa 150 Meter entfernten Gebäude wurden zwei Räume als Schulzimmer eingerichtet. Im einen üben ein paar Kleine gerade Tiernamen anhand von Bildkärtlein. Im anderen brüten einige Jugendliche über schriftlichen Arbeiten. Die Aufsicht über die Miniaturschule obliegt der Kreisschulpflege Letzi.
Insgesamt bietet die Barackensiedlung Platz für rund 300 Personen, die Zahlen schwanken täglich. Sie wohnen hier längstens 140 Tage - dann muss ihr Gesuch abschliessend entschieden sein. Ist dies nicht möglich, werden sie dem erweiterten Verfahren und damit dem Kanton zugewiesen. Gut die Hälfte der bisherigen Bewohner seien weniger als 40 Tage geblieben, sagte Kunz.
Zimmer: klein und spartanisch
Die Barackenzimmer, in denen die Asylsuchenden wohnen, sind klein und spartanisch eingerichtet mit Betten und schmalen Spinden. Das meiste sind Zweierzimmer. Für Familien wurden Zwischenwände entfernt, es entstanden Vierer- bis Sechserzimmer. Für Familien und alleinstehende Frauen gibt es einen separaten Trakt.
Betreut werden die Asylsuchenden rund um die Uhr von rund 40 Mitarbeitenden. Für Sicherheit sorgt die sip züri des städtischen Sozialdepartements. Wer die Siedlung verlassen will, kann das zu bestimmten Zeiten tun, muss sich aber ab- und bei der Rückkehr wieder anmelden. Auch Besuche sind im öffentlichen Bereich zugelassen.
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