Kampf für den nackten Holzmann
Die Stadt Winterthur gestaltet die Grabenallee neu: Auf den hölzernen Grabenmann «Holidi» soll die Installation «Plaza» folgen: eine lange Bank. Fans der Figur sind empört. Sie planen eine Volksinitiative.
Geht es nach der Stadt Winterthur, folgt auf den beliebten Grabenmann die Installation «Plaza» des Winterthurers Andreas Fritschi. Mit seinem Projekt hat der Künstler einen städtischen Wettbewerb gewonnen, wie die Stadt verkündet.
Der eichene Riese «Holidi» des Künstlers Werner Ignaz Jans hat bald 30 Jahre die Grabenallee geprägt. Doch die Skulptur zeigt Abnutzungserscheinungen und musste vor vier Jahren aus Sicherheitsgründen neu befestigt worden – im Bewusstsein, dass dadurch die Lebenszeit des Grabenmannes nicht unbeschränkt verlängert werden kann, wie die Stadt mitteilt.
«Plaza steht am falschen Ort»
Viele Winterthurer sind da ganz anderer Meinung. Der 21-jährige Pascal Münst etwa. Er setzt sich für den liegenden Holzmann ein: Die Skulptur aus Eichenholz sei Treffpunkt, Spielplatz und Ruheort der Bevölkerung. Das Projekt «Plaza» sei vielleicht schön, aber nichtssagend. «Kein Ersatz für den ‹Holidi›. Niemals.» «Plaza» stehe damit schlicht am falschen Ort.
Münst hat vor zwei Monaten die Facebook-Seite «Rettet den ‹Holidi›» gegründet, diese zählt inzwischen mehr als 9700 Fans. Und zusammen mit der Winterthurerin Eva Bärtschi hat er dem Stadtpräsidenten Michael Künzle (CVP) eine von 2899 Personen unterzeichnete Bittschrift übergeben, mit dem Wortlaut: «Wir finden es schade, wenn der Holzmann (‹Holidi›) am Graben verschwindet. Wir bitten den Stadtrat, ihn zu erhalten und zu restaurieren.»
Volksinitiative wahrscheinlich
Ihrem Anliegen wollen die Initianten wenn nötig mit einer Volksinitiative Nachdruck verleihen. Die dafür nötigen 1000 Unterschriften zu sammeln, dürfte ein leichtes sein, den vielen abschätzigen Kommentaren zu «Plaza» auf Facebook nach zu urteilen. Gleich in der ersten Woche nach den Sommerferien will Münst das Initiativkomitee zusammenstellen und über die Lancierung entscheiden. Der Zeitpunkt der Publikation mitten in den Sommerferien habe sie alle überrascht.
Die Stadt Winterthur stellt sich auf den Standpunkt, der «Holidi»-Schöpfer Werner Ignaz Jans habe angeregt, auf eine Gesamtrestaurierung zu verzichten und Raum für Ersatz zu geben. Auf Anregung der Stadt haben deshalb die drei Winterthurer Künstler Claudia Weber, Hans Bach und Andreas Fritschi je einen Projektentwurf eingereicht.
Holz und klare Linien zum Spielen
Der Stadtrat schloss sich einem Mehrheitsentscheid der Jury an und hat Andreas Fritschis Konzept zum Siegerprojekt erkoren. Die 12 Meter lange Skulptur ist zweiteilig: Die untere Holzfläche – eine Art Bank – scheint in Sitzhöhe zu schweben; die obere Holzfläche – eine Art Brücke – wird getragen von einer Gruppe senkrechter Hölzer. Der Jury habe die stimmige, elegante Arbeit mit ihrer klaren Linie und Sprache gefallen, heisst es in der Mitteilung. Die Symbolik der langen Bank fand Anklang. Zudem verfüge die Installation über einen hohen Spielwert für die Kinder.
Abschiedsfest für «Holidi»
Die Realisierung der Skulptur «Plaza» ist für Frühling 2014 vorgesehen. Auch wenn sich die Stadt mit ihrer Sicht durchsetzen sollte: Die Behörden haben erkannt, dass am Holzmann viele Erinnerungen haften. Der «Holidi» soll nicht sang- und klanglos verschwinden. Mit einem Abschiedsfest, dessen Form und Zeitpunkt noch nicht definitiv feststehe, solle der Beliebtheit des Grabenmannes Rechnung getragen werden, schreibt die Stadt.
Die im Rahmen des Auswahlverfahrens beurteilten Projekte werden vom 14. bis 16. August 2013 im Amt für Städtebau, Technikumstrasse 81, ausgestellt.
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