Wo die Zürcher Strassen mangelhaft sind
Erstmals zeigt eine Karte, an welchen Orten sich Unfälle infolge «mangelhafter Strassenanlage» ereigneten. Dabei führen nicht nur Tramgleise zu viel höheren Fallzahlen als in anderen Kantonen.
Nirgends in der Schweiz gibt es mehr Strassenunfälle als im Kanton Zürich, wie Unfallzahlen belegen. Bei der Statistik fällt eine Erhebung besonders auf, die Redaktion Tamedia exklusiv vorliegt. Für die Jahre 2011 bis 2014 erfasste das Bundesamt für Strassen (Astra) sämtliche Unfälle, die auf die Ursache «Mangel an Strassenanlage» zurückzuführen sind.
Mit 166 Vorkommnissen ist der Kanton Zürich klarer Spitzenreiter. Auf den weiteren Plätzen folgen Bern mit 32 und Graubünden mit lediglich 25 Unfällen. Für die Kantone Basel-Stadt und Genf, die ebenfalls ein hohes Verkehrsaufkommen aufweisen, werden lediglich drei beziehungsweise zwei Vorfälle gelistet.
Schlechte Übersicht wegen Bepflanzung
Die etwas kryptische Bezeichnung «Mangel an Strassenanlage» führt einem zunächst gefährliche Schlaglöcher oder heimtückische Bodenwellen vor Augen, bezieht sich jedoch auf etwas anderes. Die Unterkategorien geben Aufschluss: Eine mögliche Unfallursache ist beispielsweise eine schlechte Strassenübersicht wegen Bauten, Bepflanzungen oder mobiler Gegenstände. Weitere Gründe sind ungenügend signalisierte und schlecht beleuchtete Baustellen oder mangelhafte Signalisationen.
In der Untergruppe der «spitzwinkligen Gleisquerung für Zweiradfahrer» fasst das Astra Unfälle zusammen, bei denen Fahrräder und Motorräder auf nassen Gleisen zu Fall kommen. Besonders in der Stadt ist dies der mit Abstand häufigste Unfallgrund.
Sind Zürichs Strassen nun tatsächlich gefährlicher als in anderen Kantonen, wie die Statistik dies suggeriert? Thomas Maag winkt ab. Der Mediensprecher der Baudirektion Kanton Zürich sagt, dass ein Vergleich zwischen den Kantonen kaum möglich sei: Im Unterschied zu anderen Kantonen würden in Zürich auch Unfälle ohne Personenschäden für die Astra-Statistik übermittelt. «Die Zürcher Strassen sind weder übersichtlicher noch unübersichtlicher als andere Strassen in der Schweiz», sagt Maag.
Eine Mitarbeiterin vom Bundesamt für Statistik (BFS) bestätigt, dass die Kantone ihre Unfälle jeweils unterschiedlich erfassen. Besonders die Zürcher Stadtpolizei rapportiere sehr «gewissenhaft und genau». Aus anderen Kantonen würde das BFS bisweilen «nicht viel mehr als einen Fresszettel» erhalten.
«Die Ablenkung ist gross»
Patrick Eberling ist Experte für Verkehrstechnik und -sicherheit bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU). Er kennt die Unfallgefahren, die besonders in grossen, lebendigen Städten wie Zürich bestehen: «Die Verkehrsteilnehmer sind extrem gefordert. An vielen Ecken stehen parkierte Autos, Container oder Baukräne – die Ablenkung ist gross.» Die Behörden seien verpflichtet, die Übersicht auf den Strassen zu gewährleisten: «Lieber auf das eine oder andere Parkfeld verzichten, auch wenn dies vielleicht gewissen Geschäfts- und Restaurantinhabern nicht gefällt», sagt Eberling.
Maag sagt, dass die Baudirektion bereits viel in die Verkehrssicherheit investiere. Jährlich lässt es sich der Kanton Zürich rund 160 Millionen Franken kosten, um die Strassenanlagen zu verbessern: «Wir können aber eine noch so sichere Infrastruktur bauen und unterhalten, die Verantwortung ist und bleibt bei den Verkehrsteilnehmenden.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch