Simona de Silvestro Die junge Schweizer Autorennfahrerin beeindruckte an den 500 Meilen von Indianapolis. Von David Wiederkehr
Auf den Spuren von Clay Regazzoni
Viele Wünsche hat Formel-1-Chef Bernie Ecclestone schon verwirklicht und gerade in jüngsten Jahren viele lukrative Märkte erschlossen: mit Rennen den arabischen und südostasiatischen Raum, mit Fahrern Russland und Indien. Und selbst seine Sehnsucht nach einem schwarzen Weltmeister erfüllte sich dank Lewis Hamilton im Jahr 2008.
Einer der letzten verbliebenen Träume ist eine erfolgreiche Frau am Steuer. Ganze vier Fahrerinnen versuchten sich in 61 Jahren an der Formel 1, zuletzt 1992 die Italienerin Giovanna Amati. Und bis vor kurzem war lediglich der US-Amerikanerin Danica Patrick zugetraut worden, jemals ein Auto der Motorsport-Königsklasse lenken zu können. Die 28-Jährige gewann vor gut zwei Jahren als erste Frau ein Rennen der Indycar-Serie. In den USA ist diese entschieden beliebter als die Formel 1.
Nun erhält Patrick Konkurrenz um diese Vormachtstellung - von einer Schweizerin. Ausgerechnet in der Qualifikation zu den «500 Meilen von Indianapolis», dem vielleicht prestigeträchtigsten Autorennen der Welt, war die 21-jährige Simona de Silvestro erstmals schneller als Patrick. Im Rennen vom Sonntag schliesslich behielt die routiniertere Fahrerin wieder die Oberhand, aber de Silvestro schlug sich bei ihrer Premiere wacker. Im «Brickyard», wie das gut 4 Kilometer lange, traditionsreiche Oval in Indianapolis genannt wird, wurde de Silvestro 13.
Damit sorgt sie in den USA für Aufsehen. Und nicht nur dort, wo man sie die «Swiss Miss» ruft. Selbst Formel-1-Teamchef Peter Sauber nimmt positiv Kenntnis von den Leistungen der Thunerin, die seit 2006 in den USA wohnt. Was die junge Frau leiste, sei absolut beeindruckend, sagte Sauber der Zeitung «Zentralschweiz am Sonntag».
Nach ihren Anfängen als 6-Jährige im Kart machte de Silvestro Karriere in der italienischen Formel Renault und schliesslich in den USA in der Formel BMW und der Nachwuchsserie Formel Atlantic, wo sie 2009 den dritten Gesamtrang belegte. «Ich finde es bemerkenswert, mit welcher Professionalität und Konsequenz sie ihren Weg geht», lobt Sauber.
Dieser Weg führte sie nun in die höchste Rennklasse der USA - und er führte sie in ihrem ersten Rennen gleich einmal an die Spitze des Fahrerfeldes. Zum Saisonauftakt ging sie beim «São Paulo Indy 300» in Brasilien das volle Risiko ein und wählte in einer sogenannten Gelbphase nach einem Unfall eine andere Taktik als sämtliche Gegner: Sie fuhr frech weiter, als die Konkurrenten den eigentlich üblichen Tankstopp einlegten. Ein paar Runden konnte sie sich auf dem ersten Platz halten, ehe sie Bremsprobleme zurückwarfen. Am Ende wurde sie 16.
In Indianapolis stand de Silvestro nun ihre Frau, 33 Jahre nach Clay Regazzoni, dem letzten Schweizer Teilnehmer am 500-Meilen-Rennen. Hat sie das Potenzial, dereinst in der Formel 1 zu fahren, das weibliche Vakuum zu füllen? Wer weiss - sie steht erst am Anfang ihrer Karriere. Darüber hinaus gilt die Königsklasse, anders als viele Rennserien und gerade Indycar mit gleich fünf Frauen am Start in dieser Saison, als Machosport sondergleichen. Als Danica Patrick vor zwei Jahren darüber nachdachte, in die Formel 1 zu wechseln, blies ihr chauvinistischer Gegenwind entgegen.
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