Wie gefährlich ist der «Mähdrescher Gottes»?
Der evangelikale Prediger Reinhard Bonnke ist an Pfingsten in Zürich. Eingeladen hat ihn die Freikirche ICF. Das Hallenstadion, in dem der Radikal-Missionar auftritt, rechnet mit Protesten.

Der «Mähdrescher Gottes», wie sich Reinhard Bonnke selbst gerne nennt, kommt nach Zürich. Der Prediger und Missionar wird am Pfingstsamstag im Hallenstadion auftreten. Eingeladen hat ihn die Freikirche International Christian Fellowship (ICF). Sie feiert damit ihr 15-jähriges Bestehen, wie die «Rundschau» berichtete.
Hugo Mauchle, der stellvertretende Direktor des Hallenstadions, meint: «Wir sind ein Lokal, das grundsätzlich allen offen steht. Solange sie sich an die schweizerische Gesetzgebung halten.» Dennoch kann er sich vorstellen, dass der Auftritt auch Proteste hervorrufen wird. «Dies gibt es immer wieder.»
Die Sicherheit sei aber in der Verantwortung des Veranstalters, allenfalls auch in Zusammenarbeit mit der Polizei. Man werde den Veranstalter «unterstützen, wenn er spezifische Wünsche hat». Ein zusätzliches Sicherheitsdispositiv wegen möglicher Proteste sei bis jetzt aber nicht gefordert worden. Beim Veranstalter ICF ist niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Radikaler Reise-Jesus
Reinhard Bonnke ist laut Sektenexperte Hugo Stamm durchaus gefährlich: «Er ist ein sehr charismatischer Fundamentalist, der sich als Vertreter Gottes sieht.» Bonnke trete in Massenveranstaltungen auf der ganzen Welt auf, teilweise vor Hunderttausenden von Gläubigen und behaupte, dass auch schlimmste Krankheiten durch den rechten Glauben geheilt werden können. «In den Stadien herrscht eine unglaubliche Atmosphäre, die Leute werden von ihren Gefühlen mitgerissen und glauben tatsächlich, sie hätten Gott gespürt», erklärt Stamm. Die Heilungsgottesdienste seien aber reine «Scharlatanerie», Bonnke selbst sei «abgehoben, realitätsfremd und verblendet», aber ein grosser Star in der evangelikalen Bewegung.
Dass der ICF den umstrittenen Prediger nach Zürich einlädt, überrascht Stamm nicht. Beide würden eine fundamentalistische Heilslehre vertreten. Der ICF sei lokal verankert und gehe deshalb in seinen öffentlichen Aussagen weniger weit als der Deutsche. «Als eine Art Reise-Jesus kann er überall seine Show abziehen und radikal wettern.»
Bonnke, der vor allem in Afrika sehr erfolgreich missioniert, ist nicht allein wegen seiner Heilslehre äusserst umstritten. So unterhielt er gute Beziehungen zu den ehemaligen Diktatoren Charles Taylor von Liberia oder Sani Abacha von Nigeria. Von Abacha nahm er 100'000 Dollar für sein Missionswerk Christus für alle Nationen e. V. an.
Erstellt: 03.06.2011, 13:11 Uhr
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