Der mutigste Zürcher will in die Politik
Andreas Widmer, ehemaliger Bewohner eines der berüchtigten Gammelhäuser, möchte für die CVP ins Stadtparlament.
Andreas Widmer will sich politisch engagieren. Der 55-Jährige kandidiert für die CVP des Kreises 10 für den Zürcher Gemeinderat – als einer der «Spitzenkandidaten», wie er schmunzelnd anfügt. Er sei vom städtischen Parteipräsidenten Markus Hungerbühler dazu ermuntert worden, berichtet er. Die Nominierung erfolgt aber durch den Vorstand der Kreissektion.
Der ehemalige Bahnpostbeamte wurde als Winkelried in den Problemhäusern im Kreis 4 bekannt. Widmer lebte zehn Jahre lang an der Neufrankengasse 6 – bis zu Schliessung der sogenannten Gammelhäuser Ende 2016. Der ausgesteuerte Sozialhilfebezüger wohnte dort in einem 20 Quadratmeter grossen Appartement, das ihm 2007 das Sozialdepartement zugewiesen hatte. Zuvor war Widmers Wohnsitz in Wipkingen. Das ist der Grund, warum er für die CVP des Kreises 10 in die Politik einsteigen will, und nicht für diejenige des Kreises 4.
Charles Schnyder, Geschäftsführer der städtischen CVP, betont, dass man Widmer nicht nur wegen seines Engagements gegen die Drogenszene in den Gammelhäusern nominieren wolle. Widmer sei seit Jahren aktives Parteimitglied, man wolle seinen Einsatz für die CVP so honorieren. Momentan hält die CVP keinen der insgesamt 13 Sitze im Kreis 10 (Höngg und Wipkingen). Zuvor stellte sie jahrelang jeweils einen Gemeinderat.
Gegen Drogendealer und Abhängige gewehrt
Widmer war im letzten Jahr mehrmals in den Medien, weil er sich immer wieder lautstark gegen die Dealer und Drogenabhängigen in der Liegenschaft gewehrt hatte und dabei Morddrohungen und Beschimpfungen einstecken musste. «Die Zustände werden von Tag zu Tag schlimmer; und letzte Nacht schrieb jemand an meine Wohnungstür ‹TOT›», mailte er beispielsweise im Oktober 2016 Redaktion Tamedia. X-mal telefonierte er der Stadtpolizei, wenn wieder im Haus gedealt und gefixt wurde. Etliche Dealer wurde dann gefasst.
Anfang 2017 hatte seine Leidenszeit ein Ende. Widmer erhielt von der städtischen Liegenschaftenverwaltung eine Wohnung an der Heinrichstrasse im Kreis 5. Ein Albtraum ging zu Ende.
Gefragt nach seinem politischen Leistungsausweis, mailt Widmer eine zweiseitige Zusammenstellung zu, mit Schwerpunkt erneuerbare Energien. So hatte er bereits 2009 vorgeschlagen, auf dem Briefzentrum Mülligen in Schlieren Sonnenkollektoren zu installieren. Ebenfalls regte er an, auf der SBB-Unterhaltsanlage Herdern und auf dem Tramdepot Kalkbreite solche Energiequellen aufzustellen, was auch realisiert wurde. Daneben ist das Engagement gegen den Drogenhandel ein weiterer politischer Schwerpunkt Widmers.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch