«Frühfördern, aufspritzen, powernappen»
Die Komikerin Anet Corti nimmt in ihrem neuen Programm unsere Leistungsgesellschaft und die Ego-Tuning-Manie gehörig ins Visier.

So soll es heute sein, denn die digitale Gesellschaft fordert maximale Leistung: «Frühfördern, aufspritzen, therapieren, powernappen, akademisieren, und alles am liebsten glutenfrei, politisch korrekt und möglichst viersprachig». Darum gilt für die Komikerin Anet Corti: «Optimiere dich selbst, denn Mittelmass macht keinen Spass. Denn was wir wollen, ist im Minimum das Maximum.»
Aber, fragt sich die gebürtige Baslerin: «Wie soll man mit diesem Optimierungswahn, der täglichen Updaterei und den vielen Geräten, die smarter sind als wir selbst, umgehen?» Das Thema ihres Programms «Optimum – bis zum bitteren Maximum» zeigt, wie man den Spagat schafft zwischen Scheinwelt und analoger Realität. Oder eben nicht.
Das neuste Mann-Modell
In «Optimum» gerät Komikerin Anet Corti wegen einer Schreibblockade in den digitalen Strudel des World Wide Web und kann sich am Schluss nicht mehr aus einem Twitter-Shitstorm retten. Zum Glück gibt es aber den mit einem 3-D-Drucker ausstaffierten Roboter «Takashi1.0», Cortis Personal-Robot-System. Doch auch der hat seine Tücken, denn er schmeichelt sich beim Publikum mit einem digitalen Kabarettprogramm ein, übernimmt alsbald die Show, und Corti wird überflüssig.
Anet Corti holt in ihrem Programm das Maximum aus sich heraus. Sie singt, tanzt, macht Akrobatik, schreibt und schauspielert, übernimmt alle Rollen selbst. Die ihrer Freundin und Selbstoptimiererin Flurina, die ihren Wohnort nach dem besten «Lifestyle-Steuerfuss-Asylanten-Verhältnis» aussucht und sich dauernd per Skype bei Corti über die Fortschritte ihres Projekts erkundigt.
In der «Bilanz» hat die Bündnerin gelesen, dass ein unkomplizierter Vorname für eine internationale Karriere enorm wichtig sei. Und im Elternratgeber stand, dass es von Vorteil wäre, die Kinder von klein auf mit der digitalen Welt anzufreunden. Deshalb tauft sie ihren Gian-Curdin flugs in Dot-Com um.
Direkt aus dem Silicon Valley
Dann ist da noch die superschnelle Hoverboard fahrende Postbotin Dodo mit Übernamen «Big Data». Sie scannt das Publikum und bringt es dank präziser und entlarvender Analyse auf den richtigen Weg. Oder die Internet-Queen Delia Denzler, die ein Youtube-Filmli von Betty Böhni, der «perfekten Fehlbesetzung in der Chefetage» aus Cortis Programm «Win-Win», im Internet zum Renner macht. Und schliesslich noch Keynote-Speakerin Jenny Jive, die direkt aus dem Silicon Valley auf die Hechtplatz-Bühne springt und das neuste Mann-Modell iMan0815s präsentiert. Dieses wird über die KissID gesteuert und hat eine Lebensdauer von 85 Jahren. Vorausgesetzt allerdings, man deaktiviert in den Systemeinstellungen «das automatische Hintergrundrauchen und Biertrinken».
Punktgenauer Humor
Das rastlose Streben nach Perfektion verspricht einen amüsanten und temporeichen Abend mit Wortwitz und «einem punktgenauen Humor», der das Publikum nicht nur zum Lachen bringt, sondern auch nachdenklich macht. Dass die Optimierung bis zum bitteren Maximum auch in die Hose gehen kann, zeigt die energiegeladene Komikerin auf grandiose Weise.
«Optimum», Theater am Hechtplatz, Mittwoch, 29. Nov., bis Samstag, 2. Dez., jeweils 20 Uhr, Sonntag, 3. Dez., 18 Uhr.
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