Im Odeon daheim
Künstler, Intellektuelle und Militärs bevölkerten einst das Café Odeon. Jetzt ist das alte Gästebuch wieder aufgetaucht – ein einzigartiges Dokument der Zürcher Kaffeehauskultur.
Hans-Peter Keller, zuständig für Schweizer Kunst im Auktionshaus Christie’s, sitzt im Odeon und blättert mit weiss behandschuhten Fingern in dem taschenbuchgrossen Bändchen. Er zeigt da auf eine Miniatur von Augusto Giacometti, dort auf die Unterschrift des Weltkriegsgenerals Ulrich Wille, und er weiss auch über den vor hundert Jahren äusserst populären österreichischen Komponisten Leo Fall Bescheid, der 1917 die Anfangstakte seiner Operette «Die Rose von Stambul» schwungvoll quer über eine Seite notiert hatte, mit Notenschlüssel und allem. Keller hat viel zu erzählen.