Wo Junkies alt werden
Wer den Platzspitz überlebte, ist heute um die 50 und meist gebrechlich. In einem Haus in Zürich dürfen die Langzeit-Junkies bis zu ihrem Tode bleiben – aber jeder Vierte muss wieder gehen.
«Ich fühle mich noch nicht reif fürs Altersheim», meint Anna Kübler*. Die 50-Jährige lebt seit sechs Monaten im «Altersheim» für Drogenabhängige an der Gerechtigkeitsgasse. Davor lebte sie ein halbes Jahr auf der Strasse. Ihr Zimmer in einer anderen sozialen Einrichtung hatte sie verloren: «Ich hatte einen Freier mit auf mein Zimmer genommen, was ich nicht durfte.»
Kübler war überall dabei, wo sich die Drogenszene in den letzten 30 Jahren breitmachte. Im AJZ als sie Anfang 20 war, später in der Wolgroth und in der offenen Drogenszene auf dem Platzspitz und beim Letten. Früh musste sie sich auf dem Strich Geld dazuverdienen, um ihre Sucht zu finanzieren. Noch heute steht sie täglich drei Stunden am Sihlquai und wartet auf Kunden. «Es ist schwierig geworden. Die jungen Osteuropäerinnen sind halt sehr beliebt.»