«Wir sind Gegensatz und Gleichgewicht»
Barbara Müller und Barbara Staub aus Thalwil haben sich ein Jahr lang auf die Suche nach Humor gemacht. Jetzt stehen sie als Clowns auf der Bühne.
Als Amateurschauspielerinnen sind Sie sich das Sprechen auf der Bühne gewohnt. Doch in Ihrem Stück «Allergia» sprechen Sie kaum. Fällt Ihnen das schwer?
Müller: Ich erlebte das Nichtsprechen am Anfang als grosse Herausforderung. Ohne Worte fühlte ich mich ohnmächtig. Staub: Man versteht unser Stück auch ohne Worte. Doch einen Clown zu spielen, das ist schon eine ganz andere Dimension.
Wie haben Sie herausgefunden, was lustig ist?
Müller: Wir haben in unserem Alltag auf komische Situationen geachtet. Das Anstehen bei der Post wird dadurch beispielsweise sehr amüsant. Bei den Recherchen schauten wir uns Clownstücke an, unter anderen Mr. Bean. Erst fand ich ihn überhaupt nicht witzig - bis meine Kinder die DVD entdeckten und sie sich ebenfalls anschauen wollten. Ich habe gemerkt, dass Humor nur entsteht, wenn ich ihm offen begegne. Staub: Humor kann man nicht machen. Humor passiert. Eine der ersten Übungen, die wir im Clown-Seminar absolvierten, war, in einer bestimmten Gangart von A nach B zu laufen. Oder Bananen zu essen. Wir mussten sie traurig essen, wir mussten sie fröhlich essen, und am Schluss mussten wir sie neutral essen. Doch neutral, das geht nicht. Je weniger man macht, je mehr passiert Humor von alleine. Auch Gegensätze können lustvoll sein.
Deshalb nennen Sie Ihre Figuren «Topp» und «Flopp». Wer von Ihnen ist denn top und wer flop?
Staub: Das ändert je nach Situation. Wir lassen es offen. Müller: Jeder Clown ist eigentlich ein Verlierer, der immer wieder Teil- erfolge feiert. Topp und Flopp wechseln sich dabei ab.
Inwiefern haben Sie Ihre Rollen definiert?
Müller: Wir haben einfach gegensätzliche Charakteren. Das ist unabhängig von Geschlecht oder der Beziehungsform. Staub: Für einen Clown ist das Geschlecht unwichtig. Es geht viel eher um die Beziehung, um Themen wie Nähe und Distanz, Anziehung und Abstossung. Nur das Kostüm definiert mich wohl eher als Mann. Barbara dagegen ist eher eine Frau mit ihrem kurzen Röckchen.
Der Humor des Clowns ist doch ein ganz banaler Humor.
Müller: Ja, im Sinn von alltäglich. Aber nicht im Sinn von fade.
Frau Staub, Sie ärgern sich, weil Sie vergessen haben, Ihre rote Nase zu unserem Gespräch mitzunehmen. Braucht ein Clown zwingend eine rote Nase?
Staub: Unbedingt. Das war für mich schon immer klar. Es ist die kleinste Maske, doch mit so einer Nase hat man eine bestimmte Narrenfreiheit. Man kann sich viel mehr erlauben. Stellen Sie sich vor, mit dieser Nase im Gesicht durch die Stadt zu laufen.
Haben Sie das schon einmal versucht?
Staub: Nein, ich trug sie nur im Hosensack mit als Glücksbringer ... Müller: Einmal transportierten wir ein übergrosses Bühnen-Bügelbrett mit dem Zug nach Basel. Die Reaktionen kamen sofort. Das ist auch Humor: ein schräger Gegenstand am falschen Ort.
Sie betonen das Gemeinsame. Wie gut verstehen Sie sich neben der Bühne?
Müller: Wir sind Freundinnen. Staub: Mir war klar: So ein intensives Projekt, das geht nur mit ihr.
Und da gab es auch Reibereien.
Müller: Wir haben jede Phase einer langjährigen Beziehung in kurzer Zeit sauber durchgespielt. Wir waren Gegensatz und Gleichgewicht. Aber am Ende fanden wir immer eine gemeinsame Lösung. Auch ein Clown verweigert sich nicht einfach. Er wandelt ein Nein in ein Ja um und fügt etwas Eigenes hinzu, damit es für ihn stimmt.
Sie haben Ihr Stück seit Silvester schon einige Male aufgeführt. Funktioniert es?
Staub: Wir bekamen viele positive Rückmeldungen. Müller: Unser Stück ist mehr zum Schmunzeln als zum Lachen. Wir haben gemerkt, dass die Leute es besonders lustig finden, wenn es unter die Gürtellinie geht. Aber in unserem Stück kommt das nur einmal vor. Staub: Man muss schon sagen, dass man uns gut zeigen kann. Auch der Grossmutter. Müller: Und dem Papst ebenfalls. Interview: Bettina Ledergerber «Topp» und «Flopp» wechseln sich ab: Die Clowninnen Barbara Müller und Barbara Staub, die ihre Nase vergass. Foto: Flurin Bertschinger
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