«Die Schuld wird negiert»
Katja Brunners neues Stück befasst sich mit der Rolle der Schweiz während der Naziherrschaft über Europa.

In «Den Schlächtern ist kalt...» geht es um die Schweizer Erinnerungskultur, ihre Abwesenheit und um vererbte Traumata. Wie sind sie auf das Thema gekommen?
So zum Beispiel: Für den Ausbau des Kunsthauses und die Sammlung von E. G. Bührle müssten jüdische Gräber umgebettet werden. Rabbis auf der ganzen Welt haben dagegen protestiert. Und dann sollen genau dort auch Raubkunst und Fluchtgut ihren Platz finden?
Was werfen Sie Ihrer Heimat konkret vor?
Was ich als Privatperson glaube, ist eine andere Sache. Aber der Text will Folgendes: Es geht um den Unschuldskult, darum, dass kollektive Schuld in dieser Geschichtsherleitung negiert wird, darum, dass Bührles Sammlung direkt gegenüber vom Pfauen ausgestellt werden kann – dort, wo verfolgte Künstlerinnen und Künstler während der NS-Zeit Asyl und, na ja, auch Hungerlöhne fanden – und es heute drei müde Läuse am Arsch kratzt, wie diese Kunstwerke ergaunert wurden.
Erklären Sie uns die Stelle im Stück «Schweizer Kreuz oder Hakenkreuz, Hauptsache, es kreuzt sich was...»?
Die Figur will darauf hinweisen, dass es zwar keinen Schweizer Anschluss an Hitlerdeutschland gab, dass dennoch in dieser Zeit kollaboriert und profitiert wurde. Die Differenz ist nicht ganz so gross, wie sie gerne dargestellt wird.
Sie sind gerade 26 und schon seit Jahren eine gefragte Dramatikerin. Sie leben in Zürich und Berlin. Müssen Künstler hier weggehen, um weiterzukommen? Raus aus einem allfälligen helvetischen Delirium kann sicherlich nicht schaden. Ob dann Berlin-Mitte allerdings der ultimative Ausgang aus der viel besungenen Enge ist, wage ich zu bezweifeln.
Schauspielhaus Pfauen, Kammer Rämistr. 34 www.schauspielhaus.ch Mo, Mi 19.30 Uhr Eintritt 30 Franken
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