Die coolen Brauer aus dem Norden
Vier Freunde stellen in Oerlikon einzigartige Biersorten her und mischen mit ihrer Brauerei das Quartier auf. Jetzt soll die Produktion vergrössert werden.

Es würde nicht erstaunen, wenn sich in diesen Räumlichkeiten noch ein Bandraum versteckte: Zwischen Bierkisten, Schläuchen, Tanks und Zubern gibt es überall Nischen, in denen man sich zurückziehen kann. Auch Brockisofas, eine Küche, diverse Schreibtische, sowie Biersprüche an der Wand à la «Miä is ols wuäscht … ausser Biär!» gehören zum Inventar.
Einen Bandraum gebe es hier zwar nicht, sagt Daniel Frei, Gründer der Brauerei Oerlikon. «Aber wir nennen die Brauerei zärtlich unsere Jugi.» Tatsächlich erinnert die aufgekratzte Stimmung, die in diesem Jungsparadies herrscht, an einen Jugendtreff. Der ausgebildete Schauspieler Daniel Frei, der in Oerlikon in einem «Hüsli» wohnt, begann vor drei Jahren in Garten und Küche mit Brauversuchen. Als er den 1. Stock mit einem Biersud flutete, wurde er von seiner Frau höflich gebeten, seine Aktivitäten extern zu verlagern.
Eine Occasion-Brauanlage über Ron Orp
Ende 2016 fand er einen passenden Raum beim Chatzebach nahe den SRF-Studios, absolvierte einen Braukurs, kaufte sich auf Ron Orp eine Occasion-Brauanlage und bekam von seinen Freunden David Schulze, Tobi Etter und Alex Kleinberger
Verstärkung.
Dank steigendem Verkauf in Läden und zunehmender Präsenz in Zürcher Bars und Lokalen wie der Ziegelhütte, dem Si o No oder der Chuchi am Wasser gehören die Oerliker derzeit zu den beliebtesten Zürcher Craft-Bier-Produzenten. Pro Monat setzen die Jungs um die 2000 Liter ab. Das ist viel für eine Brauerei, bei der vom Maischen übers Abfüllen bis zum Etikettieren alles in Handarbeit geschieht.
Um noch effizienter brauen zu können, hat die Crew auf 100-days.net ein Crowdfunding lanciert, das zurzeit noch am Laufen ist. Ziel ist, eine 500-Liter-Brauanlage und zusätzliche Gärtanks zu kaufen. «Wenn wir die Produktion nicht herauffahren, bleiben wir selbsttragend», sagt Alex Kleinberger, der wie seine Buddies nicht allein vom Bierbrauen lebt.
«Die Drinkability ist mir wichtig, auch wenn wir in Handarbeit abgefahrenes Zeug produzieren könnten.»Daniel Frei, Braumeister
Fünf Biersorten aus mehrheitlich biologischen Zutaten, darunter drei neue, hat Braumeister Frei bisher lanciert. «Die Drinkability ist mir wichtig, auch wenn wir in Handarbeit abgefahrenes Zeug produzieren könnten», sagt er. Fast schon ein Klassiker ist das leichte, florale Kölsch, das Oerlik-Oehlsch. Weniger sirupartig als andere Biere auf Ingwer-Basis verhält sich das neue Lagerbier Oerlik-Gingciseaux.
Auffangbecken für SRF-Mitarbeiter
Dass der Name Oerlikon in sämtlichen Biernamen vorkommt, sei Ehrensache, sagen die Jungs. Erstens habe es hier vor über 100 Jahren schon eine Brauerei gegeben. Zweitens gelte es, Oerlikon zu würdigen und «mit Liebe zu füllen». Quartierbewohner kämen für Spontanbesuche und Rampenverkäufe gern vorbei und hätten Freude, dass in der Strasse endlich was laufe.
Längst ist der Ort auch ein Auffangbecken für SRF- und Freitag-Mitarbeiter. Zu Mika Lanz, der in der Nähe seine bekannten Würste produziert, besteht ebenfalls eine enge Freundschaft. Die Brauer planen, die Rückstände des Braumalzes, den Treber, an die Seebacher Schweine zu verfüttern, aus denen Mika Würste macht. «Der perfekte Kreislauf», sagt Frei.
(Züritipp)
Erstellt: 07.10.2018, 09:12 Uhr
Fine Food in und aus Oerlikon
Brauerei Oerlikon
Rampenverkauf jeweils am letzten Samstag im Monat, 10–16 Uhr.
Am 27.10. warten ein Weisswurststand und Brezen.
Schärenmoosstr. 105
www.brauerei-oerlikon.ch
Öffnungszeiten: Mo und Mi 9–17.30 Uhr, Fr 9–18.30 Uhr. Führungen auf Anfrage
Südhang Weine
In der neuen Filiale gibt es Weine, Take-away-Mittagessen, Brot von John Baker und Bier aus Oerlikon.
Wallisellenstr. 6 (Sternen Oerlikon)
www.suedhang.com
Di–Fr 11–22 Uhr, Sa 8–18 Uhr
Mika’s
Roh- und Grillwürste Made in Oerlikon.
Rampenverkauf jeweils am Do 15–18 Uhr
Friedheimstr. 4
www.mikas.ch
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