Dann ist Frau Müllers Quartierlädeli weg
Das Wohnen in der Stadt wird immer teurer. Die Doku «Push» will zeigen, woran das liegt.

Das Recht auf Wohnen ist ein Menschenrecht, das von 164 Staaten ratifiziert wurde. Doch das Grundbedürfnis ist zur reinen Handelsware verkommen: Immobilienspekulationen und steigende Mieten machen das Wohnen in der Stadt zunehmend unbezahlbar. Der Schwede Fredrik Gertten hat für seinen Film «Push» die UNO-Sonderberichterstatterin Leilani Farha dabei begleitet, wie sie den Ursachen der Immobilienkrise nachgeht. Dabei trifft sie betroffene Mieterinnen und Mieter und befragt Experten wie den Journalisten und Autor Roberto Saviano («Gomorrha») oder den Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stieglitz.
Die Gentrifizierung ist uns mehr oder weniger vertraut: An der Stelle von Frau Müllers Quartierlädeli steht nun ein schickes Café, in dem bärtige Mittdreissiger überteuerten Espresso schlürfen. Doch wie der Dokumentarfilm zeigt, geht die Immobilienkrise weit über die Gentrifizierung hinaus. Weltweit agierende Pensionskassen und Investmentgesellschaften kaufen z. B. in London Tausende von Wohnungen, die dann zum grössten Teil leer stehen.
Das ist aber ganz in ihrem Interesse, denn die leeren Wohnungen dienen als Vermögenswerte, mit denen sie spielen können. Mittlerweile ist der globale Immobilienhandel mehr als doppelt so viel wert wie alle Volkswirtschaften der Welt vereint. Bei diesen Grössenordnungen sind die Espressoschlürfer noch das kleinste Problem.
Mit Prägnanz und bissigem Humor veranschaulicht Fredrik Gertten eine brandaktuelle Krise, die auch Schweizer Städte betrifft. Konkrete Lösungen oder Reformen greift der Regisseur in seinem Dokumentarfilm leider nur oberflächlich auf. Dafür erzeugt «Push» eine Wut im Bauch, mit der man in der eigenen Stadt für bezahlbaren Wohnraum kämpfen will.
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