Eine Waffe namens Liz
In «Miss Sloane» ist einer Washingtoner Lobbyistin jedes Mittel recht, um ein neues Waffenkontrollgesetz durchzubringen.

«Bist du je normal gewesen, zum Beispiel als Kind?», wird Elizabeth Sloane von ihrem Chef gefragt. Aber dieser hat die Frau ja gerade deswegen angestellt, weil sie nicht normal ist: Liz ist eine Washingtoner Lobbyistin, die beste ihres Fachs, und um zu gewinnen, ist ihr jedes Mittel recht. Schlafen kann sie nur noch dank Tabletten, deren Wirkung sie tagsüber mit anderen Drogen bekämpft, Sex hat sie nur mit Callboys, und Freunde hat sie keine.
Ja, Jessica Chastain spielt nach «Zero Dark Thirty» erneut eine Frau, die ihr Privatleben ihrem Beruf geopfert hat, und das kann sie so gut, dass man dieser Liz Sloane auf keinen Fall in die Quere kommen möchte: Sie ist eine Rasierklinge auf zwei Beinen. Weil sie so skrupellos vorgeht, hat ein Vertreter der National Rifle Association (NRA) Liz anstellen wollen: um mehr weibliche Unterstützung zu bekommen. Doch Liz hat dem alten Waffennarren ins Gesicht gelacht und sich von der kleinen Lobbyingfirma abwerben lassen, die das Mandat übernommen hat, im Kongress gegen die übermächtige NRA ein neues Waffenkontrollgesetz durchzubringen.
Das Drehbuch zu «Miss Sloane» stammt von Jonathan Perera, einem britischen Anwalt, der noch in seinen Zwanzigern Lust bekam, etwas ganz anderes zu machen. Während er in Südkorea Englisch unterrichtete, las er, um das Handwerk zu lernen, alle möglichen Drehbücher. Dann hörte er von einem amerikanischen Lobbyisten, der zu Gefängnis verurteilt worden war, und dachte, das könnte der Stoff für einen Politthriller sein. Denn wer möchte nicht gern wissen, was in Washington hinter den Kulissen passiert, wie Lobbyisten Kongressmitglieder dazu bringen, in ihrem Sinne zu stimmen? Noch ein Brite, John Madden («Shakespeare in Love»), arbeitete mit Perera das Drehbuch um und besetzte dann sämtliche Rollen mit hervorragenden Darstellern.
«Miss Sloane» ist ein Politthriller, in dem sehr viel und schnell geredet wird. Wer Schiessereien und explodierende Autos braucht, um sich gut unterhalten zu fühlen, kommt hier nicht auf die Kosten. Doch Fans von Serien wie «House of Cards» und vor allem «The West Wing» sollten sich «Miss Sloane» unbedingt ansehen. Endlich mal wieder ein Film, der auf die Intelligenz des Publikums vertraut – und dieses bis zum Schluss zu überraschen vermag.
In diversen Kinos
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch