Sean Connerys Brusthaar
Die Schweizer Regisseurin Anka Schmid geht den Zusammenhängen von Kunst, Politik und Haartracht nach.

Jede und jeder von uns hat es, ob dünnes, glattes oder krauses, strähniges, lockiges, schütteres oder volles. Sei es am Kopf, Kinn oder Körper. Wir schneiden, föhnen, färben, rasieren, epilieren oder transplantieren es sogar. Nicht nur, dass wir alle persönliche Erfahrung mit dem Thema des Films «Haarig» von Anka Schmid haben, es stellt auch noch einen nicht zu unterschätzenden, dabei faszinierend wandelbaren Teil unserer Identität dar: das Haar.
Die Zürcher Videokünstlerin und Filmemacherin Anka Schmid hat zuletzt mit «Wild Women – Gentle Beasts» reüssiert. Während der Dreharbeiten zu jenem Dokumentarfilm über Zirkusdompteusen hätte sie gern das dichte Fell von den Tigern, Löwen oder Bären gestreichelt, erzählt sie. Aber das wäre zu gefährlich, ja potenziell tödlich gewesen. «Dafür fiel meine Aufmerksamkeit auf unser menschliches Fell auf Kopf und Körper, und ich realisierte dessen symbolische Aufladung.»
Anka Schmid geht das Thema ebenso leicht wie vielschichtig an. Dabei gelingt es ihr, allgemeine Kultur- und persönliche Lebensgeschichte auf oft amüsante Weise zu verflechten, ohne dass es narzisstisch würde. Ihr Offkommentar (gesprochen von der markanten Sophie Rois) führt uns zu kindlich-anarchischen «Haarhelden» wie der bären-(oder vielmehr samson-)starken Pippi Langstrumpf mit den horizontalen roten Zöpfen oder dem Struwwelpeter, dessen Haarfülle frisiertechnisch auf den Afrolook à la Angela Davis verweist.
Womit wir schon mittendrin wären in den Zusammenhängen von Haartracht, Kunst und Politik, welche die 1961 geborene Regisseurin als Zeitgenossin assoziativ auffächert, von den Beatles-Pilzköpfen über friedensbewegte Hippies bis zum Punk. Besonders einnehmend ist der spielerische Gestus, mit dem Schmid ihr Material angeht. Da wird mal probehalber Sean Connery das Brusthaar und Karl Marx der Rauschebart wegretuschiert. Vor allem aber frönt die Regisseurin immer wieder ihrer alten Liebe zum Filmtrick, indem sie aus Haarbüscheln geformte Gesichter, Figuren oder sogar Autos animiert. Und manchmal lebt sogar die haptische Sinnlichkeit der Behaarung auf der Leinwand auf.
Stüssihof / Xenix Do 20 Uhr im Xenix in Anwesenheit von Anka Schmid Do / Fr, Mo–Mi 20.15 Uhr im Stüssihof Haarig wird zusammen mit Anka Schmids Kurzfilmen«La Dada – König Hirsch» und «Fe-Male» gezeigt
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