Unendliche Weite
Gerät die Welt aus den Fugen, hilft ein Blick dahin, wo Planeten seit Jahrmillionen ihre Bahnen ziehen.

Es knarzt, als Lucia Kleint die schmale Treppe aufs Podest hochsteigt und beidhändig an einem grossen Steuerrad dreht. Im Zeitlupentempo öffnet sich die Kuppel über ihr einen Spaltbreit und gibt den Blick frei auf den wolkenlosen Himmel. Die Venus, der hell leuchtende Abendstern, funkelt bereits mit den Lichtern der Stadt um die Wette. Längst ist der 51 Meter hohe Urania-Turm, in dem sich die Volkssternwarte seit 110 Jahren befindet, nicht mehr der höchste. Doch wer von der Panorama-Bar Jules Vernes eine Treppe weiter hochsteigt, hat noch immer die unschlagbarste Fernsicht, die Zürich zu bieten hat: den direkten Blick in die endlosen Weiten des Weltalls.
Herzstück des Observatoriums ist das Zeiss-Fernrohr. Schon bei seinem ersten Einsatz vor über 100 Jahren ein technisches Meisterwerk, liefert es bis heute gestochen scharfe Vergrösserungen bis ins Sechshundertfache. Um die US-Flagge auf dem Mond zu erkennen, reiche dies zwar nicht, sagt Lucia Kleint. «Aber mit etwas Fantasie ja vielleicht für den Mann im Mond.»
Die Astronomin führt regelmässig Interessierte in die Geheimnisse des Universums ein. Gerade zeigt sie auf einem grossen Bildschirm Fotos von verschiedenen Planeten. Ihr persönlicher Favorit ist der Saturn, dessen Ringe aus unzähligen Gesteins- und Eispartikeln bestehen. Aber auch Jupiter mit seinen vielen Monden sei faszinierend. Am Astronomietag, den die Sternwarte am Samstag durchführt, sind seine charakteristischen, farbigen Wolkenstreifen besonders gut sichtbar, weshalb diesem Planeten auch einer der Schwerpunkte gewidmet ist.
Lucia Kleint richtet das Teleskop neu aus. Durch das Fernrohr ist nun ein orangefarbenes Pünktchen zu erkennen: der Mars. «Heute hat sein Licht rund 16 Minuten bis zur Erde gebraucht», erklärt sie. Als sie den verwirrten Ausdruck in den Gesichtern ihrer Zuhörer sieht, fügt sie hinzu: «Viele Sterne sind Hunderte von Lichtjahren entfernt. Wenn einer in diesem Moment explodieren würde, könnten das erst unsere Urururururenkel sehen.» Darum glaube sie auch nicht an Horoskope: «Die Sterne zeigen nicht die Zukunft, sondern die Vergangenheit.»
Samstag 21 Uhr, Urania-Sternwarte.Spezialführungen: 21 Uhr: «Das Leben von Sternen» (Dr. Lucia Kleint) 22 Uhr: «Jupiter, unser grösster Planet» (Dr. Lucia Kleint) 23 Uhr: «Nasa-Mission Juno» (Andreas Weil)
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