Die Band sorgt für Schleudertraumata
Die australische Band King Gizzard & The Lizard Wizard schwingt auf ihrem Album den Vorschlaghammer.

«Die Welt steckt in der Bredouille», stand im Pressetext. «Aber keine Angst: King Gizzard & The Lizard Wizard kehren zurück, um uns alle zu retten.» Beim Lesen musste man schmunzeln. Immerhin kündigte die Band ihre sogenannte Rückkehr mit «Infest the Rats’ Nest» keine zwei Monate nach der Veröffentlichung des Albums «Fishing for Fishies» an.
Mehr: Auf den vergleichsweise gemächlichen Boogie-Vibe des 14. Band-Releases folgte mit Album Nummer 15 Thrash-Metal. Wer King Gizzard & The Lizard Wizard kennt, weiss, dass die Australier ihr Stil-Tetris von jeher auf die Spitze treiben. Allein im Jahr 2017 veröffentlichten die sieben Männer aus Melbourne fünf Alben, von denen jedes einzelne anders klang.
«Rattlesnake» von King Gizzard & The Lizard Wizard: Der Song erschien vor drei Jahren. Video: YouTube/Flightless Records
Das Experimentieren sei in erster Linie Eigennutz, so der Bandleader Stu Mackenzie in einem Interview. Er begründet den aktuellen Thrash-Metal-Ausflug mit seiner frühen Leidenschaft für Bands wie Metallica oder Slayer. Rammstein habe ihm in der Primarschule gar eine Freundschaft eingebracht, samt Schleudertrauma vom gemeinsamen Headbangen. «Ich fand das damals ziemlich cool», erklärt er im Pressestatement. Die deutschen Bands hätten ihn aber über Kopfverletzungen hinaus das Fürchten gelehrt. Oder wie er es selber formuliert: «They scared the hell out of me.»
Mit denselben Worten könnte man derzeitige News kommentieren. Die Band selber hält sich diesbezüglich zurück – wohl auch, weil die laufende Welttournee das Einhalten von Interviewterminen erschwert; auch unser Slot fiel dem Rock-’n’-Roll-Regime zum Opfer. Doch Songtexte und -Titel von «Planet B» bis «Organ Farmer» lassen wenig Interpretationsspielraum.
Ein weiteres Indiz, dass es King Gizzard & The Lizard Wizard mit dem dramatischen Ton womöglich ernster ist als gedacht: «Infest the Rats’ Nest» knüpft zumindest ideell ans Konzeptalbum «Murder of the Universe» (2017) an. Doch die Tatsache, dass eine Band, die Wiederholung sonst meidet, ein zweites Mal zum apokalyptischen Vorschlaghammer greift, sagt eigentlich mehr.
Mi 16.10. — 19:30 Uhr
X-Tra
Limmatstr. 118
Eintritt 63 Franken
www.x-tra.ch
Erstellt: 10.10.2019, 11:06 Uhr
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