Zum fünften Mal auf dem Dach der Welt
Roger Federer wird für das vergangene Traumjahr maximal geehrt: Erstmals seit 2008 erhält er den Laureus-Award als Weltsportler des Jahres, dazu jenen für das beste Comeback.
«Und die Weltrangliste lügt doch», schrieb der «Tages-Anzeiger» im vergangenen November etwas provokativ, nachdem der Kampf um Rang 1 für das Tennisjahr 2017 entschieden war. Die Behauptung, dass Roger Federer in jener Saison der bessere Spieler als Rafael Nadal war, kam nicht überall gut an. Obwohl leicht zu erkennen war, dass er nur deshalb nicht die Nummer 1 wurde, weil er aufgrund seines Körpers, seines Alters und seiner Vorsicht weniger Turniere bestritten hatte als zuvor in einem Jahr.
In Monte Carlo erhielt diese These gestern nun eine späte Bestätigung – und Federer, seit dem 19. Februar auch im ATP-Ranking wieder der Beste, einen unerwarteten Ritterschlag für sein märchenhaftes Jahr: Die Laureus-Academy, eine Gruppe von über 60 ehemaligen Sportgrössen, wählte ihn für seine letztjährigen Erfolge zum Weltsportler des Jahres – in schnöder Missachtung der Tennisweltrangliste.
Usain Bolt abgehängt
Als der 36-jährige Federer angekündigt hatte, dass er an der Preisverteilung teilnehmen werde, war – zumindest für die Öffentlichkeit – ungewiss, ob er tatsächlich die wichtigste Auszeichnung erhalten würde. Er stand auch in der Kategorie «Comeback des Jahres» zur Wahl. Diese Auszeichnung durfte er im Sporting Club auch schon früh am Abend von Boris Becker entgegennehmen. Die Wahl des Weltsportlers liess aber noch zwei Stunden auf sich warten.
Der inzwischen 20-fache Grand-Slam-Sieger ist mit fünf Auszeichnungen als Weltsportler nun wieder alleiniger Rekordhalter, nachdem er von 2005 bis 2008 viermal in Folge geehrt worden war, in Estoril, zweimal in Barcelona sowie in St. Petersburg. Letztes Jahr konnte Sprintstar Usain Bolt mit dem vierten Titel kurz zu ihm aufschliessen.
«Ich möchte der Laureus-Academy danken», sagte Federer, der von Martina Navratilova sowie Prinz Albert von Monaco und dessen Frau geehrt wurde, in seiner kurzen Ansprache. «Ihr leistet hervorragende Arbeit und motiviert und inspiriert mich sehr. Wer weiss, vielleicht werde ich eines Tages auch für meine philanthropische Arbeit in Erinnerung sein und nicht für mein Tennis.» Diese Auszeichnung bedeute ihm alles, «ich könnte nicht glücklicher sein».
Tennisspieler hoch im Kurs
Die Laureus-Jury, zu der mit Becker, Monica Seles, Martina Navratilova und Ilie Nastase vier ehemalige Tennisprofis gehören, hatte schon immer ein Faible für Tenniscracks. Seit der Einführung der Awards im Jahr 2000 gingen 9 der 19 Cartier-Trophäen bei den Männern an das Trio Federer (5), Djokovic (3) und Nadal (1). Auch Serena Williams, die dem Anlass fernblieb, wurde schon zum vierten Mal Weltsportlerin. Zur Wahl standen für die wichtigste Auszeichnung der Sportwelt nach einer von Sportjournalisten erstellten Vorselektion auch Langstreckenläufer Mo Farah, Tour-de-France-Sieger Chris Froome, Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton sowie Cristiano Ronaldo und Rafael Nadal.
Federer hatte 2017 lediglich zwölf Turniere bestritten, davon sieben gewonnen und 52 Gegner besiegt. Beim Comeback am Australian Open holte er seinen ersten Grand-Slam-Titel seit über vier Jahren, im Sommer stürmte er in Wimbledon ohne Satzverlust zu seinem 8. Titel, ein Rekord. Dazu schaffte er das Double Indian Wells/Miami, holte Titel in Halle, Shanghai und Basel und gewann auch alle vier Duelle mit Nadal, der die Titel in Roland Garros und am US Open für sich entschied. Erstmals seit 2006 gewann Federer wieder über 90 Prozent seiner Partien.
Er wird nächsten Montag in San Jose (Kalifornien) mit Jack Sock den 5. Match for Africa bestreiten, ehe er nach Indian Wells weiterreist, wo für ihn Ende Woche die nächste Titelverteidigung beginnt. Er wurde in Monte Carlo begleitet von Seve Lüthi und Ivan Ljubicic.
Geehrt wurde auch Marcel Hug, der als erster Schweizer in der Kategorie der Behindertensportler gewann.
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