«Zur Konstruktion von Offshore-Firmen fehlt uns das Know-how»
Seit Tagen werden Details über die Geschäfte von Offshore-Firmen enthüllt. Laut «SonntagsZeitung» werden in den Unterlagen auch die Namen diverser Kantonalbanken genannt. Zwei davon nehmen Stellung.

Die «SonntagsZeitung» veröffentlicht Dokumente, auf die sie im Rahmen von Offshore-Leaks Zugriff hat und in denen die Namen von Kantonalbanken auftauchen. Dem Bericht der «Sonntagszeitung» zufolge zeigten die Unterlagen konkrete Vorgänge mit Steueroasen. In einem Fall habe beispielsweise ein Geschäftsmann in Etappen 500'000, danach 740'000 US-Dollar und 1,7 Millionen Neuseeland-Dollar von einer Offshore-Firma auf eine Kantonalbank überwiesen.
Konkret tauchen in der umfangreichen Datensammlung von Offshore-Leaks die Namen der Luzerner Kantonalbank, der Zürcher Kantonalbank (ZKB) sowie der St. Galler Kantonalbank in Dokumenten und E-Mails auf. Auch die Graubündner Kantonalbank wird in E-Mails erwähnt.
Die Unterlagen zeigen, wie Geld von einer Offshore-Gesellschaft auf ein Konto bei der Luzerner Kantonalbank geflossen ist. Zudem ist eine Überweisung aus einer Offshore-Firma auf ein Konto bei der ZKB dokumentiert.
Weiter geht aus den Unterlagen hervor, dass ein ZKB-Mitarbeiter wohl mit aggressiven Mitteln versucht hat, reiche Offshore-Kunden zu gewinnen. Erwähnt wird auch die St. Galler Kantonalbank. Die Singapurer Portcullis Trustnet, die vom Datenleck betroffen ist, bewirbt die Tochterfirma Hyposwiss als ideale Geschäftspartnerin.
Banken reagieren zurückhaltend
ZKB-Sprecher Urs Ackermann sagte heute auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda, dass das Errichten von Briefkastenfirmen in Steueroasen grundsätzlich nicht illegal sei. Zudem seien die besagten Dokumente schwer einzuordnen.
Es gebe in den Dokumenten viele Namen, bei denen nicht eruiert werden konnte, in welchem Verhältnis sie zur ZKB stünden. «Fakt ist aber, dass wir nie eine Partnerin zur Konstruktion von Offshore-Firmen waren», sagte Ackermann. Dazu fehle es der Bank schlicht an Know-how.
Die St. Galler Kantonalbank bläst ins selbe Horn. Ihre Tochter Hyposwiss habe «zu keiner Zeit Hand geboten hat, um die nun breit diskutierten Offshore-Vehikel zu gründen oder zur Verfügung zu stellen», sagte ein Sprecher auf Anfrage der sda. Er bestätigte damit Informationen der «Sonntagszeitung».
Die Graubündner und die Luzerner Kantonalbank waren heute für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Auswertung am Anfang
Die Steueroasen-Affäre hatte am vergangenen Donnerstag ihren Anfang genommen, als die «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» gemeinsam mit einem weltweiten Journalistennetzwerk erste Ergebnisse ihrer Recherche publik machten. Dabei wurde bekannt, dass Offshore-Finanzplätze im Pazifik und in der Karibik und deren Trusts auch dazu missbraucht werden, der Schweiz zustehende Steuern legal zu umgehen oder gar zu hinterziehen.
Laut «Sonntagszeitung» steht die Auswertung der 2,5 Millionen Dokumente erst am Anfang. Weitere Ergebnisse würden folgen. Ziel sei es nicht, schnell viele Namen zu nennen, sondern jene Fallbeispiele zu dokumentieren, die von öffentlichem Interesse sind.
Schweiz nicht im Fokus
Zurzeit herrscht noch Uneinigkeit, wie der gigantische Datenberg im Umfang von 500'000 Bibelausgaben eingeordnet werden soll. Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz teilte heute auf Anfrage mit, dass «nach wie vor insbesondere Spekulationen vorherrschen».
Laut ihm wäre es wünschenswert, wenn die Dokumente den jeweiligen nationalen Behörden zur Verfügung gestellt würden. Dies lehnen die recherchierenden Zeitungen aber aus Gründen des Informanten- und Quellenschutzes ab.
Kunz wertet die bisher publizierten Fakten trotzdem als positiv für den Schweizer Finanzplatz: «Es wird offensichtlich, dass die Beihilfe zur Steuerhinterziehung keine schweizerische Spezialität ist.» Ob weitere Dokumente das Bild ändern würden, sei zurzeit völlig offen. «Ich vermute aber, dass sich das Bild etwas verschlechtern würde, wenn die jeweiligen Bankbeziehungen der Offshore-Konstrukte ersichtlich werden.»
Dass Kantonalbanken ebenfalls «involviert» seien, könne nicht wirklich erstaunen, teilte Kunz mit. «Es werden weitere Schweizer Banken als Bankbeziehungen mit solchen Offshore-Konstrukten ‹entdeckt› werden.» Dies allein sei allerdings nicht illegal.
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