Martin nimmt Kurs auf EuropaZwei Hurrikane im November: Seltene Häufung im Atlantik
Ein Sturm hat in der Nacht Belize überquert, ein weiterer nimmt Kurs auf Grossbritannien. Es ist erst das dritte Mal, dass im November zwei Hurrikane gleichzeitig aufgezeichnet werden.

Hurrikan Lisa ist im mittelamerikanischen Land Belize auf Land getroffen. Der tropische Wirbelsturm erreichte die Küste in der Nähe von Belize-Stadt mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern pro Stunde, wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte.
Lisa hatte sich über der Karibik auf ihrem Weg zu dem 400’000-Einwohner-Land zu einem Hurrikan der niedrigsten Stärke eins von fünf entwickelt. Kurz vor der Ankunft hatten die Behörden Notunterkünfte eingerichtet und Flughäfen geschlossen. Der Hurrikan verursachte starke Regenfälle, heftigen Wind und Überschwemmungen.

Eine Hurrikanwarnung wurde für die Inselkette Bay Islands in Honduras, die ganze Küste von Belize und den Küstenabschnitt zwischen Chetumal und Costa Maya im Südosten von Mexiko ausgesprochen. Auch in Guatemala waren die Auswirkungen des Sturms zu spüren.
Martin auf dem Weg nach Europa
Die Hurrikansaison im Atlantik dauert vom 1. Juni bis zum 30. November. Im November ist es aber eigentlich ruhiger, nur alle zwei bis drei Jahre gibt es so spät nochmals Stürme. Doch nun hat sich neben Lisa im Atlantik ein weiteres System aufgebaut: Hurrikan Martin zieht östlich von Bermuda in Richtung Europa. Es ist erst das dritte Mal seit Beginn der Aufzeichnungen, dass im November zwei Hurrikane gleichzeitig registriert werden, wie US-Hurrikanforscher Philip Klotzbach schreibt.
Martin wird noch einige Tage über dem Meer unterwegs sein und zieht dann gemäss aktuellen Prognosen als abgeschwächter Sturm in Richtung Irland und Grossbritannien. Dort dürfte er am Montag vor allem in Nordirland und im Nordwesten Schottlands noch zu spüren sein. Zuvor sah das Hurrikanzentrum den Sturm in Richtung Island ziehen, die genaue Route ist noch unsicher.

2022: Weniger Stürme, aber hohe Schäden
Martin ist der siebte Hurrikan der aktuellen Saison und der 13. benannte Sturm im Jahr 2022. Das liegt ungefähr im Schnitt der letzten 30 Jahre, erwartet wurden demnach 14 Stürme und sieben Hurrikane, davon drei schwere. Davon gab es nun zwei: Fiona zog Mitte September über Guadeloupe, Puerto Rico, die Dominikanische Republik und die Bermudas. Ian traf Ende September auf Kuba und die Westküste Floridas sowie später auf South Carolina. Insbesondere Ian brachte starke Zerstörungen in Kuba und Florida, mindestens 157 Menschen starben, die Schäden werden auf 50 bis 100 Milliarden Dollar geschätzt.
Damit gab es im aktuellen Jahr zwar weniger Stürme als beispielsweise im Rekordjahr 2020, als 30 Systeme benannt wurden und 14 Hurrikane registriert wurden. Sieben davon waren schwere Hurrikane, die Schäden allein durch Ian in Florida sind aber vermutlich höher als in der Rekordsaison 2020 insgesamt. Auch dies verblasst aber im Vergleich zu 2017, als sechs schwere Hurrikane über 3300 Menschenleben kosteten und Schäden in der Höhe von rund 300 Milliarden Dollar verursachten. Nicht vergessen bleibt auch das Jahr 2005 mit Hurrikan Katrina in New Orleans. Insgesamt starben vor 17 Jahren in sieben schweren Hurrikanen über 3900 Menschen.
Die diesjährige Saison könnte mit Martin noch nicht zu Ende sein. In der Nähe der Bermudas wird ein System beobachtet, das sich aber gemäss Prognosen nicht in einen Hurrikan entwickeln dürfte. Das Potenzial für weitere Stürme ist aber gegeben, der nächste Name auf der Liste wäre Nicole.
SDA/anf
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