Zwischen Scharfschützen und Marienenstatuen
Papst Benedikt hat sich mit Kanzlerin Angela Merkel über die politische Aktualität unterhalten. Ihre alten Differenzen wegen des Holocaust haben sie dabei ruhen lassen. Demnächst spricht der Pontifex im Bundestag.
Am Tag des Papstbesuches läuft auch für eine Bundeskanzlerin nicht alles wie gewohnt: «Ich muss doch noch irgendwo meinen Mann treffen», sagt Angela Merkel und blickt ihre Sicherheitsbeamten fragend an. Diese geleiten die Kanzlerin nach ihrem Gespräch mit dem Papst durch die vielen Gänge der Katholischen Akademie in Berlin.
In einem kleinen Innenhof am Sitz der Deutschen Bischofskonferenz informiert die CDU-Vorsitzende über ihr Treffen mit Papst Benedikt XVI., zum dem auch ihr Ehemann Joachim Sauer dazukam. Merkel spricht vor einer Marienstatue, schräg über ihr, auf dem Dach der Akademie, liegen Scharfschützen. Das Gebäude ist weiträumig abgesperrt, Delegationen können nur im Laufschritt mit den Sicherheitsbeamten Schritt halten.
Grosse Aufgabe im Zeitalter der Globalisierung
Merkel, begleitet von Erzbischof Robert Zollitsch und Prälat Karl Jüsten, erzählt, dass vor allem die Themen Europa und die Finanzmärkte zur Sprache gekommen seien. Dabei sei deutlich geworden, dass die Politik «die Kraft haben sollte, für die Menschen zu gestalten, und nicht getrieben zu sein». Das sei eine sehr grosse Aufgabe im Zeitalter der Globalisierung.
Als Geschenk überreichte Merkel dem Papst ein Notenblatt mit gregorianischen Gesängen aus einem deutschen Messbuch aus dem 14. bis 17. Jahrhundert. Der Papst revanchierte sich mit einer Majolika, einer Keramik, verziert mit einem Brunnenmotiv aus den vatikanischen Gärten.
Ringen um geeigneten Treffpunkt
Vor dem Besuch hatte es Irritationen über den Ort des Treffens gegeben. Merkel wollte den deutschen Papst gerne im Kanzleramt empfangen, der Papst präferierte die Nuntiatur in Berlin-Neukölln, seine Botschaft in der Hauptstadt. Die Wahl fiel dann auf einen neutraleren Ort, die Katholische Akademie am Berliner Sitz der Deutschen Bischofskonferenz. Merkel sagt dazu nun diplomatisch, sie freue sich, dass der Papst «nicht nur in der schönen Nuntiatur ist, die wunderbar ist, sondern auch am Sitz der Deutschen Bischofskonferenz und hier in der Katholischen Akademie, die auch mir persönlich sehr viel bedeutet». Geistiges Leben im Zeichen des Christentums zeichne diesen Ort aus.
Papst-Sprecher Federico Lombardi ergänzt hinterher, das Gespräch habe in «sehr freundlicher Atmosphäre» stattgefunden, die Papst-Kritik von Merkel aus dem Jahr 2009 wegen der Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Richard Williamson habe die Unterredung «absolut nicht» belastet. Vielmehr habe der Papst die Gelegenheit genutzt, seine grosse Wertschätzung für Deutschland auszudrücken. Hervorgehoben habe der auch die wichtige Rolle Deutschlands in der Euro-Krise.
dapd/sda/pbe/bru
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