Zwischen Traum und Albtraum
Die Dominikanische Republik erfüllt alle Klischees eines Ferienparadieses. Aber manchmal warten Überraschungen.

Draussen in der Bucht blasen Buckelwale Gischtfontänen in den Himmel. Im Park des Hotels blüht der ewige Sommer, der Sandstrand weiss und einsam. Leise Musik im Hintergrund – es ist der Tanz, den sie Merengue nennen. Die Kronen der Palmen scheinen sich zu den klagenden Klängen der Karibik zu wiegen. Der Inseltraum ist eines der vielen Gesichter der Dominikanischen Republik. Ein anderes, ein paar Steinwürfe entfernt, entpuppt sich eher als Albtraum: die bunte, laute und opulent inszenierte Lebenslust des Massentourismus.
Zwischen der lärmigen Strasse und der tosenden Brandung verschwindet der Strand unter einem Meer von Plastikliegen und Sonnenschirmen. Aus den Boxen der Beach-Bar scheppertDiscosound. Vor der Theke halten halb nackte Menschen Heineken-Büchsen fest, während sie grölend Julio Iglesias und Madonna begleiten. Der Himmel hängt voller Kitesurf-Schirme, und die fliegenden Händler preisen bunte Armbänder und Sonnenbrillen an.
Zwischen Atlantik und Karibik wird die Dominikanische Republik allen Klischees vom Ferienparadies gerecht. Willkommen auf der Halbinsel Samaná, der Heimat der Buckelwale. In den ersten Monaten des Jahres treten die Meeressäuger vor der kanadischen Küste die Reise Richtung Süden an, um sich in der grossen Bucht im Nordosten der zweitgrössten Antilleninsel zu paaren und ihre Kinderstuben einzurichten.
Der Küstenstreifen mit den vielen Gesichtern ist als Playa Las Galeras bekannt, Galeerenstrand – und da liegt die Mutmassung nahe, dieser Name erinnere an die drei Schiffe, die vor 527 Jahren hier vorbeigesegelt waren. Doch die Santa Maria, die Pinta und die Nina waren Handelsschiffe unter Segeln und keine Kriegsschiffe mit rudernden Sträflingen. Einige hundert Seemeilen weiter westlich lief das Flaggschiff Santa Maria auf Grund. Das Wrack ist bis heute nicht gefunden worden.
Christoph Kolumbus nannte das neu entdeckte Eiland Hispaniola
Der Untergang des Schiffes am 25. Dezember 1492 hatte zur Folge, dass vor der nördlichen Küste der Insel die Festung La Navidad, Weihnachten, errichtet wurde. Das mag mit ein Grund sein, weshalb in der Dominikanischen Republik Christi Geburt bis heute als grösstes Fest zelebriert wird.
Der Kommandant der kleinen Flotte war, als er Land sah, felsenfest davon überzeugt, den Seeweg von Europa nach Indien eröffnet zu haben. Sein Name: Christoph Kolumbus. Er war aufgebrochen, um im Solde des spanischen Königshauses neue Handelswege zu erschliessen. Darum nannte er das neu entdeckte Eiland Hispaniola, Klein-Spanien. Und so heisst die Insel noch heute. Sie ist ein geopolitisches Unikum:Anders als zahlreiche Inselstaaten, etwa die unmittelbar benachbarten Bahamas, ist Hispaniola die weltweit einzige Staateninsel, die zwei Nationen ohne zugehöriges Festland beherbergt: Haiti umfasst das westliche Drittel, die Dominikanische Republik den östlichen Teil.

Neben dem Tourismus, der in der Dominikanischen Republik mit modernen Hotelkomplexen auf der Halbinsel Samaná, aber auch in Punta Cana oder an der Nordküste die Wirtschaft ankurbeln soll, trägt die Landwirtschaft wesentlich zum Aufschwung bei – und da spielt auch die Schweiz eine Rolle.
So empfiehlt sich für jene, die ihre vom Sonnenbrand versehrte Haut schonen wollen, ein Ausflug zur Hacienda La Esmeralda, in deren Kakaokulturen 28'000 Bäume gehegt und gepflegt werden. Freundliche Kakaopflanzer führen durch die Plantagen und demonstrieren, wie Katzen, Hunde und auch Schlangen den Ratten den Garaus machen, die sich über die Bohnen an den Bäumen hermachen wollen. Im Showroom des Produktionsbetriebs lässt sich verfolgen, wie aus den gestampftenBohnen die Couverture entsteht – die Grundlage auch für renommierte Schweizer Schokoladeprodukte.

Mindestens so bedeutend wie die Kakaobohnen sind für die Dominikanische Exportindustrie aber auch die Tabakplantagen – allen voran der Traditionsbetrieb De Los Reyes. Unweit der Hauptstadt Santo Domingo gedeihen auf riesigen Feldern jene Blätter, aus denen jährlich über zwei Milliarden Zigarren gedreht werden, davon gehören zwei Millionen zur sogenannten Premium Class der Marke Saga, die in hölzernen Rumfässern aromatisiert werden.
In der Schweiz gelernt, Qualität und Effizienz zu verbinden
Und was hat das mit der Schweiz zu tun? Die Antwort heisst Nirka Reyes. Sie ist 30 Jahre jung und nicht nur so attraktiv, dass sie als Model auf Plakaten für die Marke wirbt, sondern auch so geschäftstüchtig, dass Papa Leonardo ihr die Verantwortung für Produktion und Marketing des Unternehmens übertragen hat. Man kann sie überall antreffen – auf den Plantagen, in den Lagerhallen und in der Produktion, aber nie ohne Zigarre zwischen den Lippen. Sie habe als 18-Jährige mehrere Monate in der Schweiz verbracht, verrät sie, sie habe als Au-pair-Mädchen gejobbt und die Kantonsschule in Zürich-Oerlikon besucht. «Und dort habe ich gelernt, wie man Qualität und Effizienz optimal verbinden kann», sagt Nirka.
Die Reise wurde unterstützt von Meiers Weltreisen.
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